Kirkuk ist Sieg für Teheran und Verlust für Moskau

  19 Oktober 2017    Gelesen: 2314
Kirkuk ist Sieg für Teheran und Verlust für Moskau
Dass die irakische Armee jüngst die Provinz Kirkuk, die bis zuletzt von den Kurden kontrolliert worden war, wieder unter ihre Kontrolle genommen hat, zeugt von der mangelhaften Bereitschaft der USA, ihre eigene Strategie zur Bekämpfung der iranischen Expansion in der Nahost-Region umzusetzen. Darüber schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Mittwoch.
Davon zeuge die absolute Neutralität Washingtons, das durch enge Kontakte mit den Kurden verbunden sei, die aus Kirkuk vertrieben wurden.

„Die USA sind über die Berichte über Gewalt in der Umgebung des irakischen Kirkuk sehr beunruhigt“, ging aus der entsprechenden Mitteilung des US-Außenministeriums hervor. „Wir verfolgen aufmerksam die Situation und rufen alle Seiten auf, ihre militärischen Aktivitäten zu koordinieren und Ruhe zu bewahren.“

Mit dem Stand vom 17. Oktober befanden sich alle Ölvorkommen in Kirkuk unter Kontrolle der irakischen Zentralregierung. Kennzeichnend war dabei, dass dieser Einsatz sehr schnell und erfolgreich endete.

Viele Experten sind sich einig, dass Washingtons Reaktion auf diese Ereignisse viel zu passiv gewesen sei. „Die USA zeigten eine doppeldeutige Position, als die irakischen Kurden ihr Referendum durchführten“, sagte der Nahost-Experte des russischen Instituts für innovative Entwicklung, Anton Mardassow. „Einerseits unterstützen sie die territoriale Integrität des Iraks. Andererseits aber pflegen sie in verschiedenen Bereichen enge Kontakte zum Irakischen Kurdistan. Und selbst Rex Tillerson tat vieles für die Unabhängigkeit der Region von Bagdad, als er im Namen von ExxonMobil einen Vertrag mit dem Irakischen Kurdistan abschloss.“ Die jüngsten Ereignisse in Kirkuk hält der Experte nach eigenen Worten für „einen Imageverlust der USA“.
Allerdings könnte der schnelle Rückzug der kurdischen Kämpfer aus Kirkuk aus ihren im Voraus getroffenen Absprachen mit Bagdad resultieren, fuhr Mardassow fort. „Höchstwahrscheinlich wurde Kirkuk zu einer Art ‚Wechselmünze‘. Für die Kurden ist wichtig, dass der Flugverkehr zwischen ihrer Region und anderen Ländern wiederhergestellt wird. Alle Handlungen der regionalen Akteure gegenüber den Kurden hängen von der Aufgabe Kirkuks und der anderen umstrittenen Gebiete ab. Natürlich werden sie zwar keinen autonomen Status bekommen, aber der wirtschaftliche Druck auf sie könnte gelockert werden. Möglicherweise wird Erbil wieder Zuschüsse aus Bagdad bekommen. (…) Im Prinzip wäre es günstig für die Amerikaner, dass diese Spannungen abgebaut werden.“

Aber in erster Linie hob der Experte den russischen Faktor in der Situation in Kirkuk hervor. Denn die russische Seite habe in diesem Jahr mehrere große Verträge mit dem Irakischen Kurdistan abgeschlossen, so dass Moskau nach Einschätzung vieler Branchenkenner der größte Investor in dieser Region sei. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete im September, dass der Ölkonzern Rosneft und Erbil seit Februar mehrere Abkommen für insgesamt vier Milliarden Dollar unterzeichnet hätten.
Auch Gazprom habe Verhandlungen mit den irakischen Kurden geführt. Im Rahmen des jüngsten St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums fand ein Treffen des Gazprom-Chefs Alexej Miller mit dem Ministerpräsidenten der Kurdischen autonomen Region, Necirvan Barzani, statt. Dabei sei über die geologische Erkundung der Blöcke Shakal und Halabja sowie über die Erschließung des Vorkommens Sarqala verhandelt worden, wie der Gasriese danach berichtete. Dabei liegen drei der insgesamt vier Projekte, an denen Gazprom beteiligt ist, ausgerechnet im Irakischen Kurdistan.

„Nachdem Bagdad die Kontrolle über diese Ölfelder übernommen hat, könnte es Schwierigkeiten bei der Umsetzung der russischen Verträge geben“, warnte Mardassow.

Das russische Außenministerium erklärte in diesem Zusammenhang, Moskau sei bereit, die Sicherheit der in der Region tätigen russischen Unternehmen zu behaupten. „Wir unterhalten enge Kontakte zu den Vertretern von Rosneft, Gazprom Neft und Lukoil“, sagte der Präsidentenbeauftragte für den Nahen Osten und die Länder Afrikas, Vizeaußenminister Michail Bogdanow. Energieminister Alexander Nowak sagte seinerseits, die russischen Konzerne setzten ihre Arbeit im Irak planmäßig fort. Auf die Frage nach den Risiken, mit denen die Situation in Kirkuk für die Energieunternehmen verbunden sei, antwortete der Minister: „Das sollte man lieber bei den Unternehmen selbst fragen.“

Quelle: sputniknews

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