Krebs bei Feuerwehrleuten

  23 Oktober 2017    Gelesen: 768
Krebs bei Feuerwehrleuten
Feuerwehrleute können sich beim Einsatz Verbrennungen zuziehen oder von herabstürzenden Trümmern getroffen werden. Doch es gibt auch schleichende Gefahren.
Feuerwehrleute arbeiten naturgemäß häufig dort, wo Feuer brennt. Damit sie bei ihrer Arbeit nicht ständig schädliche Substanzen einatmen, sind sie mit Gasmasken ausgerüstet. Und trotzdem haben die Retter ein erhöhtes Krebsrisiko, fanden Forscher kürzlich in einer Studie heraus. Wie ist das möglich?

Eine Antwort hat nun ein weiteres Wissenschaftlerteam in einer neuen Untersuchung gefunden: Vermutlich gelangen krebserregende Stoffe bei Feuerwehrleuten über die Haut per Resorption in den Körper, wie Forscher um Jennifer Keir von der kanadischen Universität Ottawa im Fachblatt "Environmental Science & Technology" schreiben.

Sie hatten in 31 Fällen Feuerwehrmänner vor und nach einem Einsatz untersucht. Dazu wurden die Feuerwehrmänner des "Ottawa Fire Service" mit speziellen Geräten ausgerüstet, die während des Einsatzes Luftproben nahmen. Außerdem testeten die Forscher den Urin der Einsatzkräfte und nahmen Wischproben der Haut.

Bei Bränden entstehen viele gefährliche Stoffe, wie die Forscher schreiben - darunter Formaldehyd und Benzol. Das Augenmerk der neuen Studie lag auf polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs) und davon abgewandelten Stoffen. Sie bilden sich, wenn Holz, Plastik, Möbel, Elektrogeräte und Baumaterialien verbrennen. Die Gifte können DNA-Schäden verursachen, zu Krebs führen und die Fruchtbarkeit mindern.

Nach einem Einsatz der Feuerwehrmänner war die PAK-Konzentration im Urin je nach untersuchtem Stoff zwischen 2,9 und 5,3 Mal so hoch wie vorher. "Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem PAK-Spiegel im Urin von Feuerwehrleuten und den PAK-Mengen auf ihrer Haut. Deshalb vermuten wir, dass Hautkontakt eine große Rolle bei der Aufnahme dieser Stoffe spielen könnte", wird Keir in einer Mitteilung der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft zitiert. Keir und ihr Team raten deshalb, dass Feuerwehrleute ihre Haut direkt nach dem Einsatz reinigen.

Eine US-Untersuchung an mehr als 30.000 Feuerwehrleuten hatte kürzlich ergeben, dass bei ihnen öfter die Diagnose Krebs gestellt wird als beim Durchschnitt der Bevölkerung. Dabei geht es hauptsächlich um Tumore des Verdauungstrakts, der Mundhöhle, der Atem- und der Harnwege.

"Die Schutzausrüstung muss evaluiert werden"

Auch in Deutschland denkt man darüber nach, wie man Feuerwehrleute besser vor giftigen Substanzen schützen kann. "Das Problem ist uns bewusst", sagt Bundesfeuerwehrarzt Klaus Friedrich. "Bislang gibt es aber keine verlässlichen Zahlen zu Krebserkrankungen bei Feuerwehrleuten in Deutschland."

Die Krebswahrscheinlichkeit sei direkt davon abhängig, wie stark die Einsatzkräfte mit den giftigen Substanzen in Kontakt kämen, sagt Friedrich. "Die Schutzausrüstung der Feuerwehrleute muss evaluiert werden." Bislang habe der Schutz vor Hitze im Vordergrund gestanden, weniger der Schutz vor Chemikalien im Rauch.

Zwar nutzen einige Feuerwehrleute während des Einsatzes Atemschutzmasken - vor allem wenn sie direkt am Feuer arbeiten. Aber nicht alle tragen solche Masken. Und: "Diese PAHs werden dummerweise auch über die Haut resorbiert", sagt Friedrich. Er gibt zu bedenken, dass die Kleidung auch nach einem Einsatz noch Dämpfe freisetzt. Deshalb müsse man sich fragen: Kann ein Feuerwehrmann nach dem Einsatz schnell seine Kleidung wechseln? Werden Kollegen noch im Feuerwehrauto kontaminiert?

Quelle : spiegel.de

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