Syrisches Kurdistan könnte saudischer „Stützpunkt“ werden

  25 Oktober 2017    Gelesen: 1046
Syrisches Kurdistan könnte saudischer „Stützpunkt“ werden
Der saudische Minister für die Angelegenheiten der Golfregion, Tamer al Sabhan, hat neulich Rakka besucht und eine heftige Reaktion Damaskus‘ ausgelöst, schreibt die Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" am Mittwoch.
Das Ziel seiner Reise in die befreite inoffizielle IS-Hauptstadt war, den dortigen Einwohnern Hilfe bei der Wiederherstellung der Stadt zu bieten und ein friedliches Leben zu fördern, wie die so genannten „Demokratischen Kräfte Syriens (DKS) berichteten, deren Kern das kurdische Volksheer bildet. Der Besuch des saudischen Ministers lässt sich aber unter anderem als Riads Versuch deuten, in Syrien Fuß zu fassen und zudem die syrischen Kurden zu unterstützen, gegen deren Unabhängigkeit die Behörden in Damaskus sowie die Türkei und der Iran auftreten.

„Saudi-Arabien unterstützt Rojava, da dieses Projekt auch die Sunniten verteidigt“, sagte das Mitglied des Nationalen Kongresses Kurdistans, Farchat Patijew.

Er erinnerte, dass auf den vom IS befreiten Territorien Völkerschaften leben, auf die sich Riad stützen könnte.

Experten verweisen darauf, dass es in Saudi-Arabien eine besondere Stiftung gebe, die muslimische Länder bzw. muslimische Minderheiten unterstütze. „Im Rahmen dieses Projekts werden Dienste geleistet, die mit dem Wiederaufbau dieser oder jener Objekte verbunden sind“, sagte Professor Grigori Kossatsch von der Russischen staatlichen humanitären Universität. „Natürlich kann alles unter anderem als Teil der Gegenwirkung gegen den iranischen Einfluss gedeutet werden. Da es um Rakka geht, ist dies das erste, woran man denkt. Aber unabhängig vom Kampf gegen den Iran könnte solche Hilfe geleistet werden. Viel interessanter ist eine andere Frage: Saudi-Arabien knüpft quasi offen Kontakte zu den syrischen Kurden an. Früher gab es so etwas nicht.“ Für Riad scheine wichtig zu sein, mit den Kurden zusammenzuwirken, aber man könne nicht behaupten, dass es die Kurden bei der Gründung ihres eigenen Staates unterstützen werde, so der Experte.

Kyrill Semjonow vom russischen Zentrum für Islam-Studien findet seinerseits, dass Saudi-Arabien mit seinem Vorgehen zu verstehen gebe, dass es die Legitimität der DKS anerkenne.

„Das ließe sich als ein gewisser Schritt in Richtung der Kurden betrachten, wenn man bedenkt, dass sich die Positionen der Demokratischen Union (der einflussreichsten kurdischen Partei in Syrien) und der Barzani-Anhänger vor dem Hintergrund der Anspannung der Situation im irakischen Kirkuk immer stärker annähern werden. Saudi-Arabien unterstützte bekanntlich die territoriale Integrität des Iraks, aber Vertreter des Königreichs machten auch andere Erklärungen. Generalmajor Anwar Eshki, der an der Spitze des Zentrums für strategische Forschungen in Dschidda steht, sagte beispielsweise offen, dass Kurdistans Unabhängigkeit den Interessen Saudi-Arabiens entsprechen würde.“

Das sei ein wichtiger Faktor der Gegenwirkung gegen die iranische Expansion, unterstrich der Politologe.

Gleichzeitig zeigte er sich überzeugt, dass nicht nur Riad eine solche Position gegenüber den syrischen Kurden innehabe. „Derselben Auffassung sind auch die VAE. Jedenfalls war die in den VAE hergestellte Militärtechnik (…) die erste, die in die Hände der DKS geriet. Da die Kämpfer de facto keine militärische Hilfe mehr bekommen, könnte Saudi-Arabien jetzt durch die Unterstützung der DKS Assad und der iranischen Expansion widerstehen.“

Quelle:sputnik.de

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