In den Chefetagen der europäischen Verbände wurde am Donnerstag gerätselt, welche konkreten Erwartungen May mit der Zusammenkunft verbindet. In der deutschen und der europäischen Wirtschaft wurde zuletzt kritisiert, dass die britische Seite mit weithin unkonkreten Positionen in die bisherigen Brexit-Gespräche gegangen ist. Damit riskiere sie, dass man nicht wie geplant bis Ende März 2019 die Verhandlungen abschließen könne. Gestritten wird unter anderem über den Betrag, den Großbritannien beim EU-Austritt als Gegenwert für eingegangene Verpflichtungen als Mitglied am Ende zahlen soll.
IN DER WIRTSCHAFT DOMINIEREN BEFÜRCHTUNGEN
Die hiesige Wirtschaft rechnet inzwischen mit dem Schlimmsten, wie der Bundesverband der deutschen Industrie kürzlich signalisierte. Der BDI gehört Insidern zufolge wie der Arbeitgeberverband BDA zu den von May eingeladenen Organisationen. “Deutsche Unternehmen mit einem Standbein in Großbritannien und Nordirland müssen nun Vorsorge für den Ernstfall eines harten Ausscheidens treffen”, hatte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang jüngst gemahnt. Der europäische Wirtschafts-Dachverband BusinessEurope hatte sich Mitte Oktober ebenfalls “extrem besorgt” über den schleppenden Fortgang der Brexit-Verhandlungen geäußert. “Unsere Unternehmen brauchen Sicherheit und Zeit, um sich auf die Situation nach dem Brexit vorzubereiten”, forderte der Verband.
Aber nicht nur für die Wirtschaft, auch für die Haushalte der EU-Mitgliedsländer birgt der Brexit Unsicherheiten. “Wir wissen noch nicht, welche Auswirkungen der Brexit haben wird”, mahnte der geschäftsführende deutsche Finanzminister Peter Altmaier. Unterdessen warnte der japanische Autokonzern Honda, er könne sich die erwarteten Exportzölle auf in Großbritannien gebaute Fahrzeuge beim Export nicht leisten, die nach einem Brexit zu erwarten seien. Honda unterhält auf der Insel ein großes Werk.
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