Nationalisten marschieren durch Warschau

  12 November 2017    Gelesen: 641
Nationalisten marschieren durch Warschau
Zum 99. Jahrestag der Unabhängigkeit Polens ziehen Zehntausende Menschen durch Warschau - die Mehrheit sind Nationalisten. Sie beschwören Patriotismus, Abschottung und Fremdenhass. EU-Ratspräsident Donald Tusk appelliert an die Einigkeit der Polen.

Zehntausende Nationalisten und Rechtsradikale sind bei einem sogenannten Unabhängigkeitsmarsch durch die Straßen Warschaus gezogen. Sie riefen Slogans wie "Gott, Ehre, Vaterland" und "Polnische Industrie in polnische Hände", wie die Agentur PAP berichtete. Zahlreiche Teilnehmer entzündeten bengalische Feuer. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von rund 6000 Beamten im Einsatz, um die rund 60.000 Demonstranten unter anderem mit Absperrgittern unter Kontrolle zu halten.

Unter den Demonstranten waren allerdings auch Senioren und Familien mit kleinen Kindern. Das Motto der Kundgebung, "Wir wollen Gott", wurde von einigen Teilnehmern als Absage an den Islam und die Flüchtlingspolitik der EU gewertet. Andere Teilnehmer erklärten, nicht aus politischen oder religiösen Gründen gekommen zu sein: "Ich bin hier, um mich wieder als Polin zu fühlen", sagte eine Demonstrantin, die in den vergangenen vier Jahre in einem britischen Hotel gearbeitet hatte. Zu den Veranstaltern habe sie keinerlei Verbindung.

An zwei weiteren Demonstrationen, zu denen Antifa-Gruppen und Oppositionsparteien aufgerufen hatten, nahmen nur mehrere tausend Menschen teil. Hintergrund war der 99. Jahrestag der Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit Polens im Jahr 1918. Damals war die lange Teilung Polens durch Preußen, Österreich-Ungarn und Russland überwunden worden. In einer offiziellen Zeremonie zum Nationalfeiertag hatten Präsident Andrzej Duda und weitere Spitzenpolitiker am Nachmittag am Grabmal des unbekannten Soldaten in Warschau Kränze niedergelegt.

Tusk: "Kein Monopol auf Patriotismus"

Auf Einladung Dudas nahm an diesen Feierlichkeiten auch EU-Ratspräsident Donald Tusk teil. Bei seiner Ankunft am Flughafen von Warschau sagte Tusk vor Journalisten, der Unabhängigkeitstag sei immer ein Fest für alle Polen gewesen und nicht das Fest einer einzelnen Partei. "Kein Politiker in Polen hat oder wird in Zukunft ein Monopol auf den Patriotismus haben", mahnte der Ex-Ministerpräsident der oppositionellen Bürgerplattform (PO).

Tusk war im März gegen den Willen der polnischen Regierung als EU-Ratspräsident wiedergewählt worden. Wegen der umstrittenen Justizreformen hatte die EU Ende Juli ein Verfahren gegen die nationalkonservative Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) gestartet.

Quelle: n-tv.de

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