Bleibt Tesla auf der Strecke?

  14 November 2017    Gelesen: 358
Bleibt Tesla auf der Strecke?
Tesla hat für einen Hype um Elektro-Autos gesorgt. Allerdings sieht es nun ganz danach aus, als würden davon vor allem die etablierten Hersteller wie Volkswagen oder Daimler profitieren.
Das muss man Elon Musk lassen: Der Tesla-Gründer hat einen regelrechten E-Auto-Boom ausgelöst und die Branche aufgemischt. Der Aktienkurs kletterte in so schwindelerregende Höhen, dass Tesla an der Börse zeitweise sogar mehr wert war als General Motors – und das, obwohl die Produktionszahlen überschaubar sind.

Doch diese Euphorie hat mittlerweile gehörig nachgelassen, der Aktienkurs hat deutlich nachgegeben. Das liegt an zwei Dingen: Tesla kann die überaus optimistischen Ankündigungen von Musk nicht umsetzen und merkt, wie schwierig es ist, Autos für den Massenmarkt zu bauen. Zudem haben die etablierten Hersteller die Herausforderung angenommen und zeigen, wozu sie fähig sind.

Musk hatte vor, in diesen Wochen den Durchbruch zu feiern. Ende des Jahres sollten wöchentlich 5000 Model 3 vom Band laufen. Doch daraus wird nichts. Im dritten Quartal baute Tesla nur 260 Autos des Mittelkassemodells, mit dem das Unternehmen auf den Massenmarkt vordringen will. Als Achillesferse stellte sich die Produktion der Batterie-Module heraus, für die Tesla in der Wüste von Nevada eigens eine große Fabrik hochgezogen hat. Das 5000-Auto-Ziel verschob Musk auf Ende März.

Das ist überaus ambitioniert. "Wir stecken tief in der Produktionshölle", hatte Musk Ende Oktober festgestellt. Der Quartalsbericht, den Tesla Anfang dieses Monats vorlegte, bestätigte diese Einschätzung. Unter den Strich fiel in den drei Monaten bis Ende September ein Verlust von 619 Millionen Dollar an. Das ist der höchste Fehlbetrag, den Tesla seinen Aktionären bisher in einem Quartal zugemutet hat.

"Tesla vermarktet sich sehr gut. Dem Unternehmen wurde bisher viel verziehen. Ich glaube, dass irgendwann die Zeit kommt, wo Tesla mehr sein muss als eine Marketingabteilung", sagt Frank Schwope von der NordLB. Es sei noch nicht erwiesen, ob das Model 3 und die Batterien ausgereift seien.

"Weg zur Sonne vor Augen"

Trotz der immensen Investitionen bleibt unklar, wann Tesla die Schwierigkeiten seines Model 3 in den Griff bekommt. "Wir machen weiter Fortschritte, die anfänglichen Engpässe zu entfernen", versicherte Musk. Es sei aber schwer, vorauszusehen, wie lange es dauern werde, die Probleme zu lösen. Aber Musk wäre nicht Musk, wenn er nicht zugleich grenzenlosen Optimismus verbreitet hätte: "Ich war wirklich deprimiert vor drei oder vier Wochen. [Doch] nun habe ich wieder einen klaren Weg zur Sonne vor Augen." Seinen Kritikern hielt der Tesla-Chef entgegen, dass die 2003 gegründete Firma die Auslieferungen in den letzten fünf Jahren von 2500 auf mittlerweile 250.000 Autos erhöht habe.

Zur Einordnung: So viele Autos bauen Volkswagen oder Toyota in nicht einmal zehn Tagen. Und während Tesla mit Schwierigkeiten kämpft, holen die etablierten Hersteller in Sachen E-Mobilität zum Gegenschlag aus. Sie haben jahrzehntelange Erfahrung darin, wie man lange Lieferketten und effiziente Produktionslinien aufbaut.

So will Volkswagen bis zum Jahr 2025 zahlreiche neue Elektromodelle anbieten, darunter auch Audi-, Skoda- und Seat-Fahrzeuge. Angepeilt werden Verkaufszahlen von zwei bis drei Millionen. 2030 soll es für alle Modelle eine Elektro-Version geben. 20 Milliarden Euro will VW in diese Technologie stecken.

Daimler will 2020 jährlich 100.000 Elektroautos verkaufen. Fünf Jahr später sollen ein Viertel der weltweit verkauften Auto E-Fahrzeuge sein. BMW hat derweil angekündigt, nach und nach alle Modellreihen zu elektrifizieren. Ob General Motors, Ford, Fiat Chrysler, Toyota oder Volvo: Sie alle stellen sich bereits auf Alternativen zum Verbrennungsmotor ein.

"Power" statt "Müsli-Image"

In der Industrie gibt es durchaus Respekt für Tesla. Daimler-Chef Dieter Zetsche etwa lobte, Musk habe die E-Mobilität vom "Müsli-Image" befreit und für "Power und Begeisterung" gesorgt. Das sei der richtige Weg.

Problematisch für Tesla ist, dass nicht nur Daimler den Weg beschreiten will, den Tesla geebnet hat. "Tesla wird sich mit seinem innovativen Geschäftsmodell nicht nur auf das Premiumsegment beschränken, sondern seine Fähigkeiten auch auf das Volumensegment auszurollen versuchen", sagte VW-Markenchef Herbert Diess der "Automobilwoche". Der Auto-Gigant sieht künftig Tesla als wichtigsten Herausforderer - und nicht die Konkurrenz aus Japan und Südkorea.

Das muss Tesla durchaus als Kompliment verstehen. Doch für den Elektropionier bedeutet das auch: Weil die etablierten Massenhersteller die Herausforderung angenommen haben, haben die Schwierigkeiten gerade erst begonnen.

Quelle: n-tv.de , mit rts/dpa

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