Simbabwes Militär stürzt "Gucci Grace"

  15 November 2017    Gelesen: 491
Simbabwes Militär stürzt "Gucci Grace"
Jahrelang steht Grace Mugabe an der Seite ihres Mannes - nun strebt Simbabwes First Lady nach der Macht. Doch das Militär revoltiert, der Putsch ist auch die Folge ihres Größenwahns. Die prunksüchtige Präsidentengattin hat zu hoch gepokert.
Im kommenden Jahr wird in Simbabwe ein neuer Präsident gewählt - auch der greise Diktator Robert Mugabe will wieder antreten. Seit 1980 regiert der 93-Jährige das bitterarme Land im südlichen Afrika. Und er gerät zunehmend an altersbedingte Grenzen. Zuletzt musste er bei öffentlichen Auftritten gestützt werden, wurde mehrfach schlafend fotografiert. Offiziell heißt es, der gesundheitlich angeschlagene Mugabe vertrage "kein helles Licht". Doch dass es auch um den Geisteszustand des Staatschefs nicht gut bestellt ist, ist kein Geheimnis.

Schon 2015, als er zur Parlamentseröffnung in Harare eine Rede hielt, die er Wochen zuvor schon einmal gehalten hatte - ohne seinen Fauxpas selbst zu bemerken -, stand seine weitere Eignung als Regierungschef zur Debatte. Es folgte ein Machtkampf um die Nachfolge und dieser Kampf scheint nun endgültig zu eskalieren. Lange Zeit galt Emmerson Mnangagwa, ein langjähriger Weggefährte von Mugabe und bis vor Kurzem Vize-Präsident des Landes, als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des künftigen Präsidenten.

Doch der Mann, der in den 70er-Jahren an der Seite von Mugabe gegen das weiße Minderheitsregime in Rhodesien - dem heutigen Simbabwe - gekämpft hatte, war vor allem der First Lady ein Dorn im Auge. Die 52-jährige Grace Mugabe soll selbst Ambitionen haben, ihrem Mann ins höchste Amt zu folgen. Und nachdem Mugabe seinen Vize Anfang November als vermeintlichen "Verschwörer" abgesetzt hatte, schien nun der Weg frei für Grace. Beobachter sind sich sicher, dass sich das Militär um Armeechef Constantino Chiwenga deshalb zum Handeln gezwungen sah.

"Gucci Grace" protzt, die Bürger verarmen

Chiwenga und Mnangagwa sind alte Verbündete - nicht ohne Grund hatte der Armeechef schon nach der Absetzung des Vize-Präsidenten mit einer militärischen Intervention gedroht. Eine Präsidentin Mugabe soll mit allen Mitteln verhindert werden. Und das hat Gründe. "Gucci Grace" ist in Simbabwe nicht nur für ihre Verschwendungssucht bekannt, sondern auch für den Einfluss auf ihren Mann. Während Simbabwes Wirtschaft, Währung und Gesundheitssystem brachliegen, feiern die Mugabes ausschweifende Feste - mit Champagner und Kaviar - für Hunderttausende Dollar.

Zuletzt gelangte an die Öffentlichkeit, dass die First Lady einen 100-Karat-Diamantring für 1,35 Millionen Dollar erstanden hat und nun gegen den Händler klagt, weil sie die Qualität des Edelsteins beanstandet. Als Schadensersatz fordert Mugabe die Beteiligung an den Firmen des Händlers oder die Überschreibung seiner Immobilien in vornehmen Vierteln von Harare. Zeitgleich führt Simbabwe ein Verbot für den Import von Obst und Gemüse ein - hauptsächlich, um der anhaltenden Devisenknappheit des Landes zu begegnen. Es ist nur ein Beispiel dafür, dass die Gattin des Diktators die Bodenhaftung verloren hat.

First Lady entzog sich der Strafverfolgung

Simbabwe gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Seit der Wirtschaftskrise 2008 hat das Land keine eigene Währung mehr. Die Ersatzwährung, der US-Dollar, wird immer knapper. Robert Mugabe hat es nicht geschafft, das Elend der Bevölkerung zu mildern. Stattdessen wird ihm vorgeworfen, systematisch Armenviertel zerstört zu haben, in denen mehrheitlich Wähler der Opposition lebten. Dass er sich über 30 Jahre lang an der Macht halten konnte, führen Beobachter aus den Vereinigten Staaten und der EU auf massive Wahlfälschungen und die Einschüchterung von Oppositionspolitikern zurück.

Es ist überaus wahrscheinlich, dass sich an diesen Zuständen unter einer Präsidentin Mugabe nichts geändert hätte. Auch die frühere Sekretärin ihres Mannes geht mit aller Härte gegen missliebige Personen vor. Einen Journalisten ließ die First Lady verhaften, nachdem er berichtet hatte, dass sie ihren Anhängern gebrauchte Nachthemden und Unterwäsche geschenkt hat. Bei einem Aufenthalt in Südafrika vor einigen Monaten ging sie mit Fäusten auf eine junge Frau los, die sich im Hotelzimmer ihres Sohnes aufhielt. Um einer Strafverfolgung zu entgehen, pochte sie auf ihre (nicht existente) diplomatische Immunität.

Mnangagwa greift offenbar nach der Macht

Zudem gibt es seit Längerem Gerüchte darüber, dass die First Lady in den Diamantenhandel verstrickt sei - eine Theorie, zu der die jüngste Aussage des Generalmajors SB Moyo passt, man wolle gegen "Kriminelle" im Umfeld von Robert Mugabe vorgehen. Bereits Ende 2010 hatte die Enthüllungsplattform Wikileaks Dokumente veröffentlicht, wonach die Mugabes Millionen Dollar mit Edelsteinen aus den Diamantenfeldern Chiadzwas machen. Dort war die Regierung 2008 mit brutaler Gewalt gegen illegale Bergarbeiter vorgegangen - sogar die Luftwaffe soll gegen die Menschen eingesetzt worden sein.

Und die Sorge, dass sich die Menschenrechtslage im Land unter dem Mugabe-Regime noch hätte verschlechtern können, ist berechtigt: Nach der Absetzung von Vize Mnangagwa, der auch Justizminister und bekennender Gegner der Todesstrafe war, kündigte Robert Mugabe vor einigen Tagen die Wiederaufnahme von Hinrichtungen an. Zudem hatte er noch im Oktober ein Ministerium für Cyber-Sicherheit geschaffen - mit dem Ziel, Kritiker in den sozialen Medien mundtot zu machen.

Wie viel Einfluss Grace Mugabe auf diese Maßnahmen hatte, ist freilich Spekulation. Doch ein Tweet der Regierungspartei Zanu-PF nach der Machtübernahme des Militärs spricht Bände: "Weder Simbabwe noch Zanu sind im Besitz von Mugabe und seiner Frau. Heute beginnt eine neue Ära - und Genosse Mnangagwa wird uns helfen, ein besseres Simbabwe aufzubauen."

Quelle: n-tv.de

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