Neue US-Sanktionen sind gefährlicher – SPD-Politiker Platzeck über Unternehmer-Ängste

  18 November 2017    Gelesen: 532
Neue US-Sanktionen sind gefährlicher – SPD-Politiker Platzeck über Unternehmer-Ängste
In den neuen antirussischen US-Sanktionen sieht der Vorstandsvorsitzende des Deutsch-Russischen Forums (DRF) Matthias Platzeck eine größere Gefahr als zuvor, weil sie unklar gefasst und rechtlich wenig greifbar formuliert sind. Dadurch werden sie immer empfindlicher für die deutsche Wirtschaft.
Im Gespräch mit einem führenden Vertreter der Banken in Moskau äußerte er, dass die Finanzierung großer Projekte in Russland für die deutschen Banken gefährlich geworden sei. „Und nicht, weil es einfach verboten ist, sondern weil man nicht genau weiß, ob es erlaubt ist. Aus den USA kommen Hinweise:,Wenn ihr so was macht, dann werden wir uns das merken und wie euch dann das bekommt, ob Kommerzbank, Deutsche Bank oder jede andere, das werden wir sehen‘.“

Dieser Hinweis allein habe schon gereicht zu sagen, so der SPD-Politiker, „dann finanzieren wir das lieber nicht, weil wir ja nicht wissen, was am Ende passiert. Und das ist eine fast virtuelle Wirkung der Sanktionen, die noch gefährlicher ist, als eine ganz klar formulierte, mit der jedes Unternehmen am Ende auch umgehen kann.“
Nach dem jährlichen Unternehmertreffen in der russischen Metropole kam er zu dem Schluss, wenn heute weniger Menschen in Deutschland Russisch lernen (deutlich weniger als noch vor 20 Jahren), habe das dann auch etwas mit Kultur- und Begegnungsverlust zu tun. „Übrigens haben sich deutsche Unternehmen personell aus einer großen Zahl ehemaliger Ostdeutscher viele Jahre bedient, die zu Russland ein ganz intensives Verhältnis hatten — familiär, sprachlich, beruflich, studienmäßig.“

Das habe natürlich auch nicht zugenommen, so Platzeck, „und diejenigen, die es hatten, werden immer älter.“ Damit verbinde er Ängste, „wenn man weniger voneinander weiß, wenn man die Kultur des anderen nicht kennt, Menschen im anderen Land nicht als Freunde und überhaupt nicht viele Verbindungen hat, dann ist die Chance natürlich größer, dass über Russland auch Unsinn erzählt wird, denn man weiß es nicht mehr besser.“

Der DRF-Vorsitzende sagte weiter: „Wer die deutsche Medienlandschaft jeden Tag auf sich wirken lässt, hat wenig Anlass, Optimismus zu sammeln, was die Zukunft der deutsch-russischen Beziehungen betrifft. Da muss man schon auf die letzten Zeitungsseiten oder in ARD und ZDF nach 24 Uhr Fernsehen gucken, um mal was Ausgewogenes, Differenziertes, den gesamten Vorgang Darstellendes zu finden.“

Bei vielen Russland-Veranstaltungen während des Bundestagswahlkampfes nahm er nach eigenen Worten schon wahr, dass es keine Verschiebung zum Besseren in der Wahrnehmung Russlands gibt. „Und das kann auch nicht anders sein. Wenn man medial eine solche Darstellung Russlands und der russisch-deutschen Beziehung hat, hat es natürlich über Jahre dann auch Auswirkungen.“
Und wenn man kein Privileg habe, im ständigen Austausch sich selber ein Bild zu machen, sondern man sein Bild aus der Berichterstattung ableite, so greife ein altes Vorurteil wieder ein bisschen Raum. „Die alten Assoziationen mit Russland — dunkel, kalt und gefährlich — sind schon wieder mehr verbreitet, als das in guten Zeiten der Fall war.“ Für ihn sei das ein Alarmzeichen.

Quelle: sputniknews

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