Der Kontakt zu dem U-Boot war am 15. November abgebrochen. An Bord befanden sich 44 Besatzungsmitglieder, 43 Männer und eine Frau. Offiziell gilt die Crew des U-Boots noch immer als vermisst. Ihr Schicksal liegt weiterhin vollkommen im Dunkeln. Hinweise auf eine starke Unterwasserexplosion im fraglichen Seegebiet lassen jedoch das Schlimmste befürchten.
In dem nun veröffentlichten Marine-Bericht ist von massiven technischen Problemen die Rede. "Meerwassereintritt über das Lüftungssystem in den Batterietank Nr. 3 verursachte Kurzschluss und Schwelbrand", heißt es in der veröffentlichten Mitschrift der Statusmeldung, die der Kapitän der "ARA San Juan" am 15. November per Funk übermittelte - kurz darauf brach der Kontakt zur Besatzung ab.
Bug-Batterien ausgefallen
Die Bug-Batterien seien ausgefallen und außer Betrieb, berichteten die U-Boot-Fahrer der Mitschrift zufolge. Das Boot bleibe vorerst mit den Heck-Batterien auf Tauchfahrt. Zweieinhalb Stunden nach dieser Verbindung verzeichneten Unterwassermikrofone der Internationalen Atomtest-Überwachungsbehörde CTBTO von zwei verschiedenen Stationen aus eine schwere Explosion, die sich bisherigen Erkenntnissen zufolge auf der mutmaßlichen Position des U-Boots ereignet haben muss.
Zu dem Kurzschluss an Bord sei es gekommen, weil Wasser über den Schnorchel in das U-Boot gelangt sei, erklärte Argentiniens Marinesprecher Kapitän Enrique Balbi. Zum Zeitpunkt des Vorfalls herrschten in dem Seegebiet auf der Route des U-Boots im Südatlantik widrige Wetterbedingungen mit anhaltendem Starkwind und zeitweise mehr als sechs Meter hohen Wellen.
U-Boote, die mit einem Schnorchelsystem ausgestattet sind, können dadurch auch im getauchten Zustand Frischluft für die Diesel-Aggregate und die Besatzung ansaugen, allerdings ist die maximale Tauchtiefe dann auf wenige Meter beschränkt. Das System ermöglicht es, die leistungsstarken Dieselmotoren auch in der Unterwasserfahrt einzusetzen, um etwa die Batterien aufzuladen oder die Fahrt unentdeckt fortzusetzen.
Bei schlechten Wetterbedingungen bietet ein Schnorchel zudem den Vorteil, dass das Boot untergetaucht sehr viel ruhiger im Wasser liegt als an der aufgewühlten Meeresoberfläche. Die "San Juan" könnte versucht habe, den mehrtägigen Sturm auf diese Weise abzuwettern, ohne beidrehen zu müssen.
Explosion im Torpedoraum?
Die Marine hatte bislang nur von Problemen mit den Batterien gesprochen und dabei wiederholt betont, dass die Batteriepanne nach Angaben des U-Boot-Kapitäns behoben worden sei. Ob der geschilderte Schwelbrand die aufgezeichnete Explosion - etwa durch ein Übergreifen des Feuers auf den Torpedoraum des Bootes - ausgelöst haben könnte, ist noch unklar.
Noch gibt es keinerlei greifbare Beweise dafür, dass die mutmaßliche Explosion und das Verschwinden der "San Juan" in einem Zusammenhang stehen. Im Suchgebiet wurden bislang weder Ölspuren, noch Notfunkbaken oder gar Wrackteile gesichtet. Auch einen Notruf gab es nicht. "Leider haben wir das U-Boot immer noch nicht lokalisiert oder gefunden", sagte Marine-Sprecher Balbi.
Eine internationale Suchmission durchkämmt die Region des Südatlantiks vor der argentinischen Küste, in der das in Deutschland gebaute U-Boot auf Grund gegangen sein könnte. Unter anderem nehmen ein ferngesteuertes Mini-U-Boot der US-Navy und ein russisches Rettungs-U-Boot an der Suche teil. Erst wenn die "San Juan" gefunden ist, wird sich klären lassen, was genau der Besatzung der "San Juan" auf ihrer letzten Fahrt weit draußen im Meer widerfahren ist.
Quelle: n-tv.de
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