“Vision in der Wüste“ - FOTO

  24 September 2015    Gelesen: 2942
“Vision in der Wüste“ - FOTO
1935 wurde sie als Bezwingerin der Natur gefeiert: Mit der Eröffnung der größten Talsperre der Welt hofften die USA, die Wüste in blühende Landschaften zu verwandeln. 80 Jahre später zeitigt das moderne Weltwunder katastrophale Folgen.
Franklin Delano Roosevelt fand keine Worte. "Ich bin sprachlos", bekannte der US-Präsident, als er am 30. September 1935 ein modernes Weltwunder betrat. Aus 2,6 Millionen Kubikmeter Beton hatten Tausende Arbeiter in knapp vier Jahren die Hoover-Talsperre errichtet. Jetzt erblickte das Staatsoberhaupt auf der einen Seite den Lake Mead, zu dem das Hindernis allmählich den Colorado River aufstaute. Auf der anderen Seite klaffte ein rund 220 Meter langer Abgrund, an dessen Grund schemenhaft das Bett des Flusses zu sehen war.

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Doch sein Schweigen währte nicht lange. Roosevelt wusste den überwältigenden Effekt der gigantischen Staumauer mit ihrer Kronenlänge von knapp 380 Metern schon in seiner Eröffnungsrede für sich zu nutzen. "Ich kam, sah und wurde erobert", bekannte er ehrfürchtig, um das Monument in derselben Rede zum "strahlenden Symbol" amerikanischer Schaffenskraft - und seiner Wirtschaftspolitik zu stilisieren. "Wir geben den Arbeitslosen Arbeit und vermehren gleichzeitig den Wohlstand und das Vermögen der Nation."

Roosevelt hatte eine Reihe von Wirtschafts- und Sozialreformen, New Deal genannt, angestoßen, um die seit dem großen Börsencrash von 1929 lahmende US-Wirtschaft wieder anzukurbeln. Ein massives staatliches Bauprogramm sollte dabei helfen, Millionen von Arbeitslosen wieder in Lohn und Brot bringen. Mit Baukosten von 108 Millionen US-Dollar war die Hoover-Talsperre nicht nur das mit Abstand größte und teuerste Vorhaben - sondern auch das Vorzeigeprojekt: Bei ihrer Fertigstellung war sie die größte Talsperre weltweit, die mit dem Lake Mead den größten Stausee des Planeten erschuf.

In hundert Jahren noch nicht fertig

Rund 4000 Menschen waren durchschnittlich zwischen 1931 und 1935 an ihrem Bau beschäftigt. Das verantwortliche Bauunternehmen Six Companies hatte in der Nähe mit Boulder City eine kleine Stadt für die Arbeiter und ihre Familien errichtet. Die Männer arbeiteten in drei Schichten von jeweils acht Stunden, sodass die Baustelle rund um die Uhr in Betrieb war. Das Ergebnis: Die Talsperre wurde ein Jahr eher fertig als geplant.

Der Alltag der Arbeiter war hart. In manchen Sommern erreichten die Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius. Allein im ersten Sommer kamen 16 Menschen in Boulder City wegen der Hitze ums Leben. Jeder Versuch, sich gewerkschaftlich zu organisieren, wurde massiv unterdrückt. 1931 und 1935 formierte sich dennoch Widerstand. Allerdings ohne Erfolg. Wer streikte, wurde gefeuert. Schließlich gab es ausreichend verzweifelte Männer auf der Suche nach einem Job. So wurden beide Streiks schnell wieder beendet.

Trotz dieser Missstände feierten die Amerikaner die Talsperre als Meisterleistung der Ingenieure. Um das Flussbett trockenzulegen, wurde der Colorado im ersten Schritt in vier 17 Meter breite Tunnel umgeleitet. Dann begannen die Arbeiten an der 201 Meter breiten Sohle, auf der sich der Koloss erhebt, um sich nach oben hin bis auf 14 Meter in der Krone zu verjüngen.

Schritt für Schritt türmten die Arbeiter etwa 1,50 Meter hohe Betonquader auf, die mit einem hochmodernen Rohrsystem ausgestattet waren, durch das eiskaltes Wasser floss. So konnte die beim Abbinden entstandene Wärme schnell und effizient abgeleitet und der Aushärtungsprozess des Betons beschleunigt werden. Wäre die Staumauer in einem Stück gegossen worden, würde der Beton noch heute aushärten.
Die Wüste zum Blühen bringen

Die ganze Nation wartete auf die Fertigstellung der Talsperre. Nach sechs Jahren Wirtschaftskrise, einer verheerenden Dürre im Westen und hoher Arbeitslosigkeit sehnten sich viele Amerikaner nach einem Erfolg. "Die Boulder-Talsperre ist eine Vision in der Wüste", frohlockte bereits 1933 das "Fortune Magazine".

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