Angst vor den Kindern des Dschihad

  08 Januar 2018    Gelesen: 604
Angst vor den Kindern des Dschihad
Der IS hat zahlreiche Minderjährige indoktriniert. Auch Deutsche haben Nachwuchs im Terrorkalifat aufgezogen, der in die Bundesrepublik reisen darf. Nicht nur für die Sicherheitsbehörden bedeutet das eine große Herausforderung.
Der Junge ist noch klein, er kann die Pistole kaum halten, die ihm der Terrorist in die Hand drückt. Sein Opfer, ein angeblicher Spion, kniet gefesselt am Boden. Die Kamera zoomt auf das angsterfüllte Gesicht. Dann schießt der Junge dem Mann eine Kugel in den Kopf. Im Hintergrund ist Kriegsgebrüll zu hören. Ein Kind, noch keine zehn Jahre alt, wird zum Mörder.

Die Szene stammt aus einem Propagandavideo der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Es gibt zahlreiche solcher grausamen Aufnahmen. Sie belegen, dass die Dschihadisten selbst Kleinkinder indoktrinieren und für ihren menschenverachtenden Terror missbrauchen.

Das IS-Kalifat in Syrien und dem Irak gilt inzwischen als weitestgehend zerstört, sein Nachwuchs aber könnte sich als sein gefährliches Erbe entpuppen. Tausende Jungen und Mädchen wurden wohl in Koranschulen radikalisiert und in Terrorcamps gedrillt. Kleinkinder wiederum werden von Beginn an mit extremistischem Gedankengut groß. Die hiesigen Sicherheitsbehörden machen sich daher Sorgen: Eines Tages könnten die Kinder der Terrorkämpfer in die Bundesrepublik kommen. Der Verfassungsschutz warnt vor diesem Hintergrund bereits vor einer neuen Dschihadisten-Generation, um die man sich so schnell wie möglich kümmern müsse.

Deutsche Sicherheitsbehörden schätzen, dass mehr als 100 Dschihadisten-Kinder aus der Kriegsregion nach Deutschland zurückkehren könnten. Es ist unklar, wie radikalisiert diese sein werden. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die der WELT vorliegt.

Kinder, die wie beschrieben selbst zur Waffe greifen, wären sicherlich das extremste Beispiel. Zumindest aber muss man davon ausgehen, dass sie eher als andere gefährdet sind, sich zu radikalisieren. „Wie viele rückkehrende Kinder und Jugendliche von Angehörigen des IS werden von den deutschen Sicherheitsbehörden erwartet?“, fragten die Grünen deshalb die Regierung. Emily Haber, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, antwortete darauf: „Die Bundesregierung verfügt derzeit über Informationen, die eine niedrige dreistellige Anzahl von Minderjährigen erwarten lassen.“ Der „Großteil“ davon dürfte im „Baby- beziehungsweise Kleinkindalter“ sein.

welt.de

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