Erneut Attacke in russischer Schule - Motiv weiter unklar

  20 Januar 2018    Gelesen: 925
Erneut Attacke in russischer Schule - Motiv weiter unklar
Innerhalb einer Woche schrecken drei Angriffe in russischen Schulen die Menschen in der Provinz auf: Jugendliche werden verletzt, die Täter schnell gefasst. Über die Hintergründe der Vorfälle wird noch gerätselt.
Ulan-Ude (dpa) - Wieder ist es in Russland zu einer Gewalttat in einer Schule gekommen: Ein Jugendlicher hat mit einer Axt andere Schüler angegriffen und dabei mindestens sechs verletzt. Der Junge war in der sibirischen Großstadt Ulan-Ude am Freitag in den Russisch-Unterricht einer siebten Klasse gestürmt, wie die Ermittler in Moskau mitteilten. Zunächst sei er auf den Lehrer losgegangen, dann auf die jüngeren Schüler. Zudem habe der Angreifer einen Molotow-Cocktail in den Klassenraum geworfen.

Es ist bereits der dritte Vorfall in einer Schule innerhalb einer Woche. Erst am Montag hatten zwei Jugendliche in der Stadt Perm am Ural Grundschüler mit Messern angegriffen. 15 Menschen wurden verletzt. Zwei Tage später stach ein 16-Jähriger in einer Dorfschule im sibirischen Gebiet Tscheljabinsk auf einen Mitschüler ein.

Politiker in Sibirien schließen einen Zusammenhang zwischen den Angriffen nicht aus. «Ich bin sicher, dass die Ermittlungen ergeben werden, dass es einen Organisator gibt», sagte der Präsidentenvertreter für Sibirien, Sergej Menjailo, der Agentur Interfax zufolge. Offiziell hieß es jedoch, dass es bislang keine Beweise für Verbindungen zwischen den drei Vorfällen gebe.

Über den Hintergrund der Tat in Ulan-Ude war bislang nichts bekannt. Russische Zeitungen zitierten Quellen, laut denen der Minderjährige sich an dem Lehrer wegen einer nicht bestandenen Prüfung rächen wollte. Zudem soll er seine Tat vorher einer Bekannten im Internet angekündigt haben. Der Junge habe ihr geschrieben, dass sie an diesem Tag nicht in die Schule kommen soll. «Weil es blutig werden wird», zitierte eine Frau die angebliche Nachricht im russischen Fernsehen.

Medienberichten zufolge schlug der maskierte Angreifer in Ulan-Ude an der mongolischen Grenze mehrfach auf die Schüler ein. Einem Mädchen soll er mit der Axt Finger abgetrennt haben. Filmaufnahmen im Internet zeigten einen verwüsteten Klassenraum und zerstörte Gegenstände. Der mutmaßliche Täter sei nach einem Selbstmordversuch festgenommen und in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es.

Nach der Messerstecherei in Perm spekulierten bereits russische Medien, ob die beiden Schüler durch den Amoklauf an einer Schule in Columbine in den USA im Jahr 1999 beeinflusst wurden. Das Boulevardblatt «Komsomolskaja Prawda» berichtete, dass die Jugendlichen sich in sozialen Netzwerken darüber ausgetauscht haben sollen. Damals hatten in den USA zwei Jugendliche 13 Menschen erschossen und 24 verletzt.

Die Behörden zogen nun eine erste Konsequenz, indem sie entsprechende Seiten in russischen sozialen Netzwerken sperrten. Dabei soll es sich um Gruppen handeln, die sich mit Amokläufen an Schulen und Suizidmethoden beschäftigen. Der Kreml bewertete dies als angemessen. Somit könne besonders «die jüngere Generation vom wirklichen Bösen geschützt werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Die russische Regierung hatte bereits nach dem ersten Vorfall angekündigt, Sicherheitsvorkehrungen an Schulen zu überprüfen. In Ulan-Ude sollen Wachleute die Eingänge zum Gebäude stärker kontrollieren.

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