Euro-Währungshüter halten am Nullzins fest

  25 Januar 2018    Gelesen: 1185
Euro-Währungshüter halten am Nullzins fest

Die Zinswende kommt später: Die Europäische Zentralbank belässt den Leitzins im Euroraum unverändert bei null Prozent, heißt es nach der ersten Zinssitzung im neuen Jahr. Die Geldschleusen bleiben weit geöffnet. Details wird EZB-Chef Draghi am Nachmittag vorstellen.

 

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Hoffnungen auf ein baldiges Ende ihrer Nullzinspolitik gedämpft: Der geldpolitische Rat rührt vorerst nicht an der Nullzinspolitik im Euroraum. Der für alle Kreditgeschäfte im gemeinsamen Währungsgebiet maßgebliche Leitzins bleibt unverändert bei 0,00 Prozent, wie die Währungshüter nach Abschluss ihres ersten regulären Treffens im neuen Jahr mitteilten.

EZB-Chef Draghi wird wie üblich gegen 14.30 Uhr (MEZ) vor die Mikrofone treten, um Details der geldpolitischen Entscheidung zu erläutern. Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten mit Blick auf den Leitzins mehrheitlich nicht mit einer zügigen Änderungen der Geldpolitik gerechnet.

Geschäftsbanken, die Geld bei der Notenbank parken, müssen weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Die Notenbank gab zunächst keinen Hinweis auf eine Straffung ihrer ultralockeren Geldpolitik. Zuletzt war spekuliert worden, die Währungshüter könnten die Wortwahl zum künftigen Kurs ändern oder gar das Ende der milliardenschweren Anleihenkäufe andeuten.

EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio hatte die Erwartungen zuletzt jedoch gedämpft: Zwar sehe der EZB-Rat die Notwendigkeit, seine geldpolitische Kommunikation graduell anzupassen, soweit die Wirtschaft weiter wachse und die Inflation anziehe. Das bedeute aber nicht, dass derartige Änderungen unmittelbar bevorstünden, sagte Constâncio der italienischen Zeitung "La Repubblica".

Erst das Kaufprogramm, dann die Zinsen

Im Oktober hatten Europas Währungshüter ihre milliardenschweren Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen um neun Monate bis mindestens Ende September 2018 verlängert. Das monatliche Volumen soll aber von Januar an auf 30 Milliarden Euro halbiert werden. Beobachter werteten dies als Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik.

Im Hinblick auf die historisch niedrigen Zinssätze der EZB müssen sich Sparer aber weiter gedulden. Die EZB will den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, erst dann anheben, wenn die Anleihekäufe schon längere Zeit beendet sind. Volkswirte rechnen gegen Ende 2019 mit einem ersten Zinsschritt.

Mit der vor allem in Deutschland umstrittenen ultralockeren Geldpolitik versucht die Notenbank seit Jahren, Konjunktur und Inflation anzuschieben. Mittelfristig strebt die EZB eine jährliche Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke oder gar fallenden Preisen.

Risiken der neuen Euro-Stärke

Denn dauerhaft niedrige oder sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben, was wiederum die Konjunktur abwürgen und Europa in eine neue Krise stürzen könnte. Obwohl die Wirtschaft im Euroraum inzwischen robust wächst, hinkt die Inflation hinterher. Im Dezember waren die Verbraucherpreise im gemeinsamen Währungsraum im Jahresvergleich um 1,4 Prozent gestiegen. Im November waren es noch 1,5 Prozent.

Sorgen bereitet den Währungshütern dabei auch der stärkere Euro. Dadurch werden Importe billiger, was dämpfend auf die Inflation wirkt. "Die jüngste Entwicklung des Wechselkurses ist eine Quelle der Unsicherheit, die es wegen ihrer möglichen dämpfenden Effekte auf die Importpreise zu beobachten gilt", sagte Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau jüngst der "Börsen-Zeitung".

Quelle: n-tv.de


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