Türkei fordert Rückzug von US-Truppen

  28 Januar 2018    Gelesen: 1150
Türkei fordert Rückzug von US-Truppen
Ankara verlangt den sofortigen Rückzug von US-Truppen aus dem syrischen Manbidsch. Die Stadt wird von den kurdischen YPG kontrolliert. Der türkische Staatschef Erdogan kündigt an, sein Militär werde jegliche Bedrohung "wie eine Dampfwalze zermalmen".  

Die türkische Regierung hat einen sofortigen Rückzug der in der syrischen Stadt Manbidsch stationierten US-Truppen gefordert. "Sie müssen sich unverzüglich aus Manbidsch zurückziehen", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Antalya. Manbidsch ist rund hundert Kilometer von der nordsyrischen Region Afrin entfernt, wo Ankara seit einer Woche eine Militäroffensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) führt.

Manbidsch wird von der YPG kontrolliert. Ankara betrachtet die YPG als "Terroristen", weil sie enge Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat. Die YPG ist zugleich aber ein Verbündeter der USA im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat und wird mit Waffen und Spezialkräften unterstützt. Da auch die US-Armee in Manbidsch mit Spezialkräften präsent ist, besteht die Sorge, dass es zwischen den Nato-Partnern USA und Türkei zu Zusammenstößen kommen könnte.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan kündigte zudem an, dass seine Truppen im Nordwesten Syriens weiter in Richtung Idlib vorrücken werden. "Mein kleiner Mehmet marschiert nach Afrin. Wenn Gott es will, wird er nach Idlib marschieren", sagte Erdogan - und benutzte mit "Mehmet" dabei einen Koseausdruck für türkische Soldaten. Erdogan sprach auf einer Kundgebung seiner islamisch-konservativen Partei AKP in Kocaeli bei Istanbul.

Die Provinz Idlib liegt von Afrin aus weiter südlich an der syrisch-türkischen Grenze. Sie wird nicht von kurdischen Milizen, sondern von syrischen Rebellen kontrolliert. Teile stehen auch unter Kontrolle von Kämpfern mit Verbindungen zur Terrorgruppe Al-Kaida.

Türkei bekräftigt "legitime Sicherheitsinteressen" in Syrien


Am Freitag hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit einer Ausweitung des Militäreinsatzes in Afrin bis zur irakischen Grenze gedroht. Die Türkei werde auch die Stadt Manbidsch "säubern" und "bis zur irakischen Grenze keinen Terroristen übrig lassen", sagte Erdogan in einer Rede in Ankara. Am Samstag bekräftigte Erdogan, dass seine Regierung entschlossen sei, alles "wie eine Dampfwalze zu zermalmen", was eine Bedrohung für die Türkei darstellen könnte. Washington rief Ankara zur "Zurückhaltung" auf.

Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, H.R. McMaster, sagte nach türkischen Angaben erneut zu, dass die USA die YPG in Syrien nicht länger mit Waffen beliefern werde. McMaster habe dies in einem Telefonat mit dem türkischen Präsidentensprecher Ibrahim Kalin "bestätigt", erklärte Erdogans Büro.

In dem Telefonat bekräftigte Kalin demnach, dass die Türkei bei ihrer Offensive in Afrin ihre "legitimen Sicherheitsinteressen" verteidige. Beide Seiten vereinbarten der türkischen Darstellung zufolge zudem eine enge Zusammenarbeit, um Missverständnisse zu vermeiden.

Die Türkei wirft den USA vor, frühere Zusagen nicht eingehalten zu haben, wonach sie die YPG nicht weiter mit Waffen versorgen und auch nicht zulassen werde, dass YPG-Kämpfer westlich des Euphrat in Manbidsch bleiben.

Neue Luftangriffe in Afrin


Nach einem Telefonat von Trump und Erdogan zu der Offensive am Mittwoch hatten Ankara und Washington das Gespräch unterschiedlich wiedergegeben. Laut dem Weißen Haus hatte Trump in dem Gespräch gedrängt, dass die Türkei "deeskalierend" vorgehen und ihren Militäreinsatz begrenzen solle. Ein türkischer Regierungsvertreter hatte daraufhin jedoch erklärt, die US-Regierung habe den Inhalt des Telefonats "nicht richtig wiedergegeben".

Die türkische Armee hatte am Samstag vergangener Woche zusammen mit Rebellen der Freien Syrischen Armee ihren Einsatz "Olivenzweig" gegen die YPG-Miliz begonnen. Die Türkei empfindet die Präsenz der YPG-Kämpfer an ihrer Grenze als Bedrohung.

Laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gehen die Kämpfe im Nordwesten von Afrin weiter. Es gebe neue Luftangriffe, aber wegen schlechten Wetters in geringerer Frequenz. Die Angaben der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen.

In Köln demonstrierten tausende Kurden gegen den türkischen Militäreinsatz in Nordsyrien. "Terrorist Erdogan" und "Diktator Erdogan" skandierten einige Demonstranten. Viele Teilnehmer der Kundgebung trugen Transparente mit Aufschriften wie "Freiheit für Kurdistan", andere schwenkten Fahnen der YPG. Auch in Frankreich sollte es Proteste geben.

Quelle: n-tv.de 


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