Russland und China schaffen polare Seidenstraße

  30 Januar 2018    Gelesen: 865
Russland und China schaffen polare Seidenstraße
Was Russlands Präsident Wladimir Putin Anfang Dezember fast schon beiläufig ausgesprochen hatte, ist vor wenigen Tagen als ein handfestes Projekt vorgestellt worden, schreibt der Kolumnist Dmitri Lekuch für „RIA Novosti“.

„Die Seidenstraße hat es bis in den Norden geschafft. Schließen wir sie an den Nördlichen Seeweg an – dann haben wir, was wir brauchen“, hatte Putin im Beisein einer chinesischen Delegation im Flüssiggaswerk Jamal-SPG an der russischen Nordmeerküste gesagt, als der erste Tanker mit russischem Flüssigerdgas dort ablegte.

Wenige Wochen danach präsentierte die chinesische Staatsführung ein „Weißbuch“ genanntes Programm zur Erschließung der Arktis. Ein Programm, das eine, wie der Autor schreibt, klare und eindeutige Sprache spricht: China wolle „gemeinsam mit anderen Staaten“ Seerouten für die Handelsschifffahrt in der arktischen Region schaffen — eine „Polar-Seidenstraße“. Es gehe um einen „Wirtschaftskorridor zwischen China und Europa über das Nordpolarmeer“, heißt es darin.

Warum die Volksrepublik großes Interesse am Nördlichen Seeweg hat, ist laut dem Autor naheliegend: „Alle anderen transeurasischen Schiffsrouten könnten sich auf lange Sicht als sehr instabil erweisen – vor allem hinsichtlich der Sicherheit.“ Und so viele mögliche Wege gebe es zudem auch gar nicht.

Dies werde nirgends so deutlich wie auf der Standardroute über den Suez-Kanal. Dieser sei jetzt schon überfrachtet, auch wenn Erweiterungen geplant seien. Und außerdem sei der Nahe Osten „eine offensichtlich instabile Gegend“, schreibt Lekuch. „Niemand weiß genau, wie sich die wahren Herren dieses Nadelöhrs in dieser oder jener Situation wirklich verhalten werden.“ Der Suez-Kanal sei also „definitiv ein Risiko“.

Eine andere mögliche Route führt über Zentralamerika und den Panama-Kanal:

„Ein Weg, der nicht gerade rational ist. Sinn macht er nur beim Handel zwischen Asien und den USA.“ Ansonsten sei die Nutzung dieser Wasserstraße wirtschaftlich unplausibel – ebenso wie die „uralte Handelsroute Vasco da Gamas am Kap der guten Hoffnung vorbei“.

Langfristig und strategisch interessant sind für China also nur zwei Wege in den Westen, schreibt der Journalist.

Die Nordwest-Passage an Nordamerika vorbei sei einer dieser Wege. Doch hier gebe es Schwierigkeiten: Sich auf einen Seeweg unter US-Kontrolle zu verlassen, sei nicht gerade erstrebenswert. Also bleibe die Nordostpassage, vorbei an Russlands Nordküste: „Ein für unsere strategisch denkenden Nachbarn logischer und attraktiver Weg“, schreibt Lekuch.

Bleibt nur die Frage, was Russland von einer Kooperation mit China im Norden hätte. „Sicherlich Investitionen“, schreibt der Autor.

„Aber das ist nicht der Kernpunkt. Die Chinesen sind für Russland vor allem als ständiger Kunde von Dienstleistungen wichtig – ob beim Einsatz von Eisbrechern oder beim Frachtumschlag in russischen Häfen.“

Dazu passt laut dem Autor auch gut, dass die russischen und chinesischen Schiffsbauer und Polarforscher Ende letzten Jahres gemeinsame Projekte in der Region vereinbart haben.

„Das alles sind aber sicherlich erst die Anfänge einer größeren Zusammenarbeit. China ist ja nicht nur am Warentransit interessiert, sondern auch an der Förderung von Rohstoffen in der Arktis. Und hier führt an Russland definitiv kein Weg vorbei“, so Lekuch.

sputniknews.com


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