Wie sowjetische U-Boot-Fahrer Jules Vernes Vision verwirklichten

  05 Februar 2018    Gelesen: 1113
Wie sowjetische U-Boot-Fahrer Jules Vernes Vision verwirklichten
Zwei U-Boote der Sowjetmarine verließen am 2. Februar 1966 ihren Heimathafen an der russischen Eismeerküste. Was sie vor sich hatten, war ein Wagnis, wie man es bis dato nur aus Abenteuerromanen kannte. Die Zeitung „Rossijskaja Gaseta“ berichtet.

Der offizielle Auftrag, den die beiden U-Boote K-133 und K-116 hatten, war laut dem Blatt sachlich, nüchtern, fast schon langweilig: den Meeresboden untersuchen, neue schiffbare Routen erkunden und prüfen, ob sich auf lange Distanz eine Verbindung mit der Heimatbasis aufbauen lässt.

Geworden ist daraus eine Reise um die Welt, wie sie der französische Schriftsteller Jules Verne sich nicht besser hätte ausdenken können: 20.000 Seemeilen hatten die beiden sowjetischen U-Boote damals unter dem Meer zurückgelegt – fast eine Erdumrundung, in weniger als zwei Monaten, ohne auch nur einmal aufzutauchen. Dieser Rekord ist bis heute unübertroffen.

Die beiden atomgetriebenen U-Boote liefen in der Nacht zum 2. Februar 1966 vom damals geheimen Marinehafen Malaja Lopatka unweit der norwegischen Grenze in die Barentssee aus – und nahmen Kurs auf den Atlantik. Die K-133, von Marinekapitän Lew Stoljarow befehligt, war mit Torpedos bewaffnet; die K-116 unter der Führung von Marinekapitän Wjatscheslaw Winogradow hatte Marschflugkörper an Bord.

Das Wichtigste für die U-Bootfahrer war, an US-Kriegsschiffen vorbei unentdeckt in den Atlantik zu gelangen, den Südzipfel Südamerikas zu umschiffen und durch den Pazifik die fernöstliche Küste Russlands zu erreichen. Dabei mussten die beiden Boote auch unentwegt miteinander in Kontakt bleiben – mittels Ultrakurzwelle und Sonar gelang das auch, schreibt die Zeitung.

Die Drakestraße – jener Meeresweg zwischen Südamerika und der Nordspitze der antarktischen Halbinsel – war das gefährlichste Teilstück der gesamten Route: Dort wimmelt es nur so vor Eisbergen. Die Eisriesen mit der damaligen Technik zu entdecken, war den U-Boot-Fahrern praktisch unmöglich. Ein russischer Tanker übernahm die Navigation und funkte K-133 und K-116 durch.

Am Morgen des 26. März erreichten die beiden Schiffe letztlich die Halbinsel Kamtschatka. Absolut glatt war die abenteuerliche Reise nicht verlaufen: ein paar Zwischenfälle an Bord musste die Mannschaft in den Griff bekommen – ohne aufzutauchen, geschweige denn einen Hafen anzulaufen.

Viele der Besatzungsmitglieder wurden nach der Überfahrt mit höchsten Orden der Sowjetunion ausgezeichnet, sechs von ihnen mit dem Titel „Held der Sowjetunion“ geehrt, so die Zeitung.

Das russische Verteidigungsministerium gedenkt in diesen Tagen der erfolgreichen Sondermission der beiden U-Boote K 133 und K-116. „Diese Überfahrt war ein wichtiger Meilenstein für Russlands atomare U-Boot-Flotte“, sagt der Oberbefehlshaber der russischen Marine, Wladimir Korolew, laut dem Blatt.

sputniknews


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