Das Denkmal East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain ist eine dauerhafte Open-Air-Galerie auf dem längsten noch erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer. Trotz Protesten soll dort nun das Bauprojekt „Pier 61-63“ realisiert werden. Teile des Mauerdenkmals sollen Luxuswohnungen und einem Hotel weichen. Starten sollen die Bauarbeiten noch im Februar.
„In dem Moment, wo dieser große Klotz dahingesetzt wird, wird meines Erachtens das Denkmal entwertet“, betont der Bezirksverordnete Werner Heck (Grüne) aus Friedrichshain-Kreuzberg. „Stellen Sie sich mal einen Gebäuderiegel von 125 Metern Länge vor, der wirklich bis an die Mauer, an die East Side Gallery, heranragt und das Ganze mit sieben Geschossen überragt. Damit wird diese Mauer zu einem Gartenmäuerchen.“
Bei einem Bürgerentscheid am 13. Juli 2008 stimmten 87 % gegen „Mediaspree“, also gegen eine Bebauung des Spreeufers. Auch der Einsatz von David Hasselhoff scheint nichts genutzt zu haben.
Der Berliner Senat von Michael Müller (SPD) hatte im Koalitionsvertrag beschlossen, die East Side Gallery durchgehend zu erhalten und mit den Investoren über Ausgleichsgrundstücke zu verhandeln. Nachdem aber vonseiten des Landes Berlin nichts passiert war, entschied sich Heck, selbst zu handeln. Er plante, dass Bebauungsplanverfahren wieder zu eröffnen und darauf zu warten, wie der Senat reagiert, denn „ohne Unterstützung von Landesseite geht da gar nichts“. Dieses eigenständige Vorgehen wurde aber nun von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) abgelehnt. Als Begründung bekam Heck zu hören, dass „da die Messen schon gesungen“ seien und „die Summen, die da im Raum stehen, einfach zu hoch seien – das ist dieses Objekt nicht wert.“
Auf 60 Millionen Euro schätzte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gegenüber der BVV die Summe, die bei Nicht-Bebauung vom Bezirk beziehungsweise vom Land getragen werden müsste. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erklärte nach einer Anfrage des Grünen-Abgeordneten Daniel Wesener: „Für das Gebäude gibt es eine Baugenehmigung, der entsprechend die Errichtung erlaubt ist.“
Auch Heck meint, dass „Pier 61-63“ durchgezogen wird, solange keine Initiative dagegen erfolge. Er kritisiert das Hin und Her, bei dem die Verantwortung von links nach rechts geschoben werde. Der Bezirksverordnete meint:
„Wenn man sagt, die zu erwartende Entschädigungszahlung von 60 Millionen Euro ist zu hoch, sollte man das diskutieren. Die East Side Gallery ist eins der meistbesuchten Denkmäler in Berlin. Wenn das einmal zerstört oder in seiner Wirkung zerstört ist, ist es unwiederbringlich weg. Das Denkmal besteht nicht nur aus diesen Mauersegmenten, sondern da gehört der Todesstreifen mit dazu, da gehört der offene Himmel darüber mit dazu, der diese Grenzerfahrung überhaupt möglich macht und die Wirkung entfalten lässt. Ich finde, da gibt es eine Verantwortung der Stadt, und die drückt sich vor dieser Diskussion.“
Heck werde nun die Möglichkeiten, die es noch gebe, überprüfen. Es würde aber schwierig. Vor allem die Stiftung Berliner Mauer müsste seiner Meinung nach die Stimme erheben. Die Stiftung habe eigentlich die Verantwortung für den Umgang mit diesen Denkmälern und die Erinnerung an die Teilung. Die Zuständigkeit dafür scheint zur Zeit in der Schwebe zu sein. Heck sagt: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
sputniknews
Tags: