HSH Nordbank geht an US-Investoren

  28 Februar 2018    Gelesen: 1348
HSH Nordbank geht an US-Investoren

Eine Gruppe mehrerer Finanzinvestoren um die New Yorker Investmentgesellschaft Cerberus übernimmt die HSH Nordbank. Damit wird erstmals eine deutsche Landesbank privatisiert.

 

Eine Gruppe mehrerer Finanzinvestoren um die New Yorker Investmentgesellschaft Cerberus übernimmt die HSH Nordbank. Die Käufer zahlen rund eine Milliarde Euro. Ein entsprechender Beschluss ist bei einer Sitzung der schleswig-holsteinischen Landesregierung und des Hamburger Senats in Kiel gefallen. Der Deal ist die erste Privatisierung einer deutschen Landesbank. Sie erfolgt rund 15 Jahre nach der Gründung der HSH Nordbank - das Institut war im Juni 2003 durch die Fusionen der Landesbanken von Hamburg und von Schleswig-Holstein entstanden.


Die Bank musste wegen der Finanz- und Schifffahrtskrise mit Milliardenhilfen der Länder in Form von Garantien und Eigenkapital vor dem Aus gerettet werden. Als Gegenzug für diese Staatsgelder setzte die EU eine Verkaufsfrist bis Ende Februar 2018. Danach müssen einem Deal noch beide Landesparlamente und die EU-Kommission zustimmen - ebenso wie die Finanzaufsicht BaFin und die Europäische Zentralbank. Die diversen Prüfungen und Verfahren werden Monate in Anspruch nehmen, so dass eventuell erst im Herbst mit dem formellen Abschluss der Transaktion zu rechnen ist.

Cerberus und der US-Investor J. Christopher Flowers übernehmen die meisten Anteile und halten künftig rund 80 Prozent des Instituts. Kleinere Anteile gehen an die amerikanische Gesellschaft GoldenTree und an Centaurus Capital aus London sowie an die österreichische Bawag, die Cerberus zuzurechnen ist.

Die Regierungschefs Olaf Scholz und Daniel Günther wollen den Deal auf einer Pressekonferenz erläutern. Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold sagte vor Beginn der Beratungen, man habe sich für mehrere Käufer entschieden - als wirtschaftlichste Lösung für das Landesvermögen. "Es ist kein Tag der Freude, sondern ein Tag der Verantwortung", sagte die Grünen-Politikerin. "Noch vor wenigen Monaten hätte niemand Haus und Hof darauf verwettet, dass wir heute da stehen, wo wir stehen."

Teure Rettung

Für die Länder endet damit ein Finanzdesaster, das sich über rund zehn Jahre seit dem Beginn der globalen Finanzkrise hinzog und von zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Fehleinschätzungen sowie Irrtümern geprägt war. Die Verluste für die beiden Länderhaushalte zusammen bewegen sich mindestens im zweistelligen Milliardenbereich. Sie werden zumeist auf 13 bis 14 Milliarden Euro geschätzt.

Die Schlussabrechnung für die Steuerzahler ist allerdings mit einigen Fragezeichen versehen und wird endgültig erst in mehreren Jahren vorliegen. Vieles hängt davon ab, wie sich die Schifffahrtsmärkte in den kommenden Jahren entwickeln, wo die meisten Risiken für die HSH Nordbank liegen. Der dickste Brocken ist die Verlustgarantie der Länder zugunsten der Bank über zehn Milliarden Euro, die voll zum Tragen kommt.

Neben der Kernbank gibt es eine Abbaubank, in der wegen der Schiffskrise milliardenschwere Problemkredite aus den Jahren 2004 bis 2009 gebündelt sind.

Die Sonderbelastung durch die HSH Nordbank führt bei den beiden Ländern zu steigender Verschuldung, während die Schulden aller anderen Bundesländer gegenwärtig sinken. Nach dem Verkauf ist zudem mit dem Verlust von mehreren hundert der rund 2000 Arbeitsplätze zu rechnen, schließlich ist die Bilanz kontinuierlich geschrumpft auf rund 75 Milliarden Euro. Zudem wird mit dem Verkauf das Geldhaus von der EU unter die Lupe genommen und muss die Rentabilität und damit die Lebensfähigkeit nachweisen. Die Vorgaben der Brüsseler Behörden seien ambitioniert, betonten mehrere Eingeweihte. So müsse das Institut künftig etwa eine Vorsteuerrendite von rund acht Prozent erzielen. Dafür müsse die HSH noch einmal effizienter werden und Kosten sparen.

Die Investoren werden wohl Kiel als Standort erhalten, aber nicht als zweiten Hauptsitz der Bank und personell abgespeckt. In Hamburg steht den Mitarbeitern auf mittlere Sicht ein Umzug bevor. Der Name HSH Nordbank wird auf Geheiß der EU-Kommission bis 2019 verschwinden. Der schmucklose Zweckbau in der Hamburger Innenstadt wirkt mittlerweile wie ein überdimensioniertes Symbol der alten Landesbank-Welt.

Gewinnziel übertroffen

Bis vor einem halben Jahr hatten die Länder noch einen Verkaufspreis von höchstens 200 Millionen Euro erwartet. Doch die allmähliche Erholung der Schifffahrt, höhere Gewinnerwartungen und eine deutliche Reduzierung der faulen Schifffahrtskredite machten den angeschlagenen Kreditgeber attraktiver.

Offenbar hat die Bank ihr Gewinnziel für 2017 deutlich übertroffen. Das Management erwarte ein Vorsteuerergebnis von knapp 300 Millionen Euro, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei Personen, die mit den vorläufigen Berechnungen vertraut seien. Bisher hatte das Institut für 2017 öffentlich mit einem Ergebnis etwa auf dem Vorjahresniveau von 121 Millionen Euro gerechnet. Die Bank äußerte sich dazu nicht und will ihre Bilanz erst im März vorlegen.

Der Finanzinvestor Cerberus des New Yorker Geschäftsmannes Stephen Feinberg ist bereits auf dem deutschen Bankenmarkt aktiv und hält Anteile an Commerzbank, Deutscher Bank sowie - über die Bawag-Beteiligung - Stuttgarter Südwestbank und Deutscher Ring Bausparkasse.

Quelle: n-tv.de


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