Wie ExxonMobil Opfer der US-Sanktionen gegen Russland wurde

  06 März 2018    Gelesen: 1804
Wie ExxonMobil Opfer der US-Sanktionen gegen Russland wurde

Der größte private Ölkonzern ExxonMobil hat wegen der Sanktionen die Kooperation mit Rosneft abgebaut. Das wird die Erschließung der Öl- und Gasvorkommen auf dem russischen Arktis-Schelf nicht stoppen, den Amerikanern werden aber Milliardengewinne entgehen. Wie sich die Politik ins Big Business einmischt, darüber schreibt Igor Naumow für Sputnik.

Der größte private Ölkonzern ExxonMobil hat wegen der Sanktionen die Kooperation mit Rosneft abgebaut. Das wird die Erschließung der Öl- und Gasvorkommen auf dem russischen Arktis-Schelf nicht stoppen, den Amerikanern werden aber Milliardengewinne entgehen. Wie sich die Politik ins Big Business einmischt, darüber schreibt Igor Naumow für Sputnik.

Geschlossene Tür-ExxonMobil verteidigte bis zuletzt sein Recht auf die Fortsetzung seines Engagements in Russland. Die strategische Zusammenarbeit mit Rosneft wurde vom jetzigen US-Außenminister Rex Tillerson aus der Taufe gehoben. Er leitete ExxonMobil vom Januar 2006 bis Januar 2017. Er war es, der ein Abkommen mit Rosneft über die Erschließung der Öl- und Gasvorkommen auf dem Arktis-Schelf abschloss.

Im September 2012 wurde Tillerson sogar mit dem russischen Freundschaftsorden ausgezeichnet. Es handelte sich damals um eine Partnerschaft für Jahrzehnte. Der Anteil von ExxonMobil an den Projekten machte 33,3 Prozent aus, die Direktinvestitionen wurden auf 200 bis 300 Milliarden Dollar geschätzt.

2013 gründeten die Partner ein Gemeinschaftsunternehmen für geologische Erkundungsarbeiten auf dem Arktis-Schelf. Das erste Bohrloch war sofort ein Erfolg – es wurde ein großes Vorkommen erschlossen, das symbolisch „Sieg“ genannt wurde.

Die Kooperation sollte den Amerikanern große Gewinne bringen. Die Fläche des russischen Schelfs beläuft sich auf mehr als sechs Millionen Quadratkilometer. Die Öl- und Gasvorräte werden auf 110 Millionen Tonnen geschätzt. Die reichsten und aussichtsvollsten Vorkommen liegen in der Barentssee, Petschorasee, Karasee und im Ochotskischen Meer.

Die Bohrplattform Oka erschließt Öl- und Gasvorkommen auf dem Schelf des Ochotskischen Meeres.

Entgangener Vorteil
Leider erwies sich der erste „Sieg“ auch als der letzte – die Politik mischte sich in die Wirtschaft ein. Im Sommer 2014 führte Washington antirussische Sanktionen ein. Der US-Mineralölkonzern legte die Zusammenarbeit mit Rosneft in der Arktis aufs Eis. Damals wurden die Verluste von ExxonMobil auf eine Milliarde Dollar geschätzt. Doch dabei geht es nur um einen direkten Schaden wegen des Einfrierens aussichtsreicher Projekte. Der entgangene Vorteil beläuft sich auf Dutzende, gar Hunderte Milliarden US-Dollar.

Es ist nicht verwunderlich, dass die ExxonMobil-Führung seit fast dreieinhalb Jahren immer wieder beim US-Finanzministerium vorstellig wurde und darauf hoffte, dass ausnahmsweise eine Genehmigung für die Wiederaufnahme der Arbeit mit Rosneft erteilt wird. Die Ernennung Tillersons zum Außenminister änderte daran nichts. In seiner Funktion als US-Außenamtschef hatte er zugesichert, nicht die Interessen seines ehemaligen Unternehmens zu lobbyieren.

Nach der Einführung des Verbots auf die Zusammenarbeit mit russischen Unternehmen bei Tiefsee-, Arktis- und Schiefergas-Projekten war der Verzicht auf die Umsetzung der Projekte mit Rosneft für ExxonMobil nur einen Frage der Zeit. Prinzipielle Beschlüsse wurden vom Aufsichtsrat Ende 2017 getroffen, nun wurde das offiziell mitgeteilt.

Die Partner bedauern aufrichtig die erzwungene Trennung. In der Erklärung von Rosneft wird hervorgehoben, dass das Unternehmen alle Projekte selbstständig umsetze. Zudem werde die Kooperation mit ExxonMobil bei Projekten fortgesetzt, die nicht von den Einschränkungen betroffen sind.

Im Jahresbericht der US-Firma heißt es, dass ExxonMobil wegen der Verschärfung der Sanktionen gegen Russland aus den Gemeinschaftsunternehmen aussteige. Das Verfahren soll in diesem Jahr eingeleitet werden. Die damit verbundenen Verluste sollen rund 200 Millionen Dollar ausmachen.

In der Firma wurde betont, dass die Einschränkungen nicht die Sachalin-Projekte betreffen. „ExxonMobil wird weiter nach Kooperationsoptionen mit Rosneft in den von den Sanktionen nicht betroffenen Bereichen suchen“, so ExxonMobil.

Laut dem russischen Wirtschaftsexperten Iwan Kapitonow war dieser Beschluss des größten privaten Ölunternehmens zu erwarten – über das Thema sei ja seit 2014 geredet worden. Die Fähigkeit von Rosneft, selbstständig Projekte in der Arktis umzusetzen, hängt ihm zufolge vom Vorhandensein entsprechender Technologien, der Ausrüstung und Fachkräften mit Berufserfahrung auf dem Schelf ab. In Sachen Equipment seien wohl keine Schwierigkeiten zu erwarten, es könne in Russland hergestellt bzw. bei China bestellt werden. Doch ohne ExxonMobil-Spezialisten werde es schwieriger sein, so Kapitonow.

sputniknews


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