Kathrin Warweg veröffentlichte im November 2017 eine Analyse: „Gelingende Konflikt-Transformation in der arabischen Welt – Die Mediationserfolge der Könige“. Warweg ist studierte Politikwissenschaftlerin und freischaffende Trainerin für „Leadership-Development“, was sich großzügig etwa mit Führungsqualitäten übersetzen lässt. Sie hatte die Chance, die Vermittlungsbemühungen des marokkanischen Königs in Mali und vor allem des Sultans von Oman im Jemen aus erster Hand kennenzulernen.
Jemen-Konflikt: klassischer Stellvertreterkrieg -
Trotz seiner Brutalität und Grausamkeit wird der Jemen-Konflikt von vielen nach wie vor nur am Rande wahrgenommen. Dabei sind die kriegerischen Auseinandersetzungen im Süden der arabischen Halbinsel Teil einer Neuordnung der Machtverhältnisse im Nahen und Mittleren Osten, seit sich die USA als Hegemonialmacht mehr oder weniger zurückgezogen haben. Der Jemen ist aber auch und vor allem Schauplatz eines Machtkampfes zwischen den zwei wichtigsten Strömungen des Islam: den Sunniten unter Führung Saudi-Arabiens auf der einen und den Schiiten unter Führung des Iran auf der anderen Seite. Sie stehen stellvertretend für rund 99 Prozent aller Muslime in der Welt. Der Kampf im Jemen wird auch deshalb mit so unversöhnlicher Härte ausgefochten.
Neutrale Vermittler in verfahrenen Konflikten - Eine so verfahrene Lage lässt sich in aller Regel nur noch mit einem neutralen Mediator entschärfen. Doch wer wird von zwei so verfeindeten Gruppierungen als wirklich neutral angesehen? Wo doch jeder weiß, dass auch hinter Riad und Teheran andere Mächte stehen, die miteinander konkurrieren.
Hier kommt eine mehr oder weniger glückliche Fügung bei der Entwicklung des Islam als Weltreligion ins Spiel. Denn im südöstlichen Zipfel der Arabischen Halbinsel existiert mit dem Sultanat Oman eine Staat gewordene Sonderform des Islam, die bisher alle Stürme der Zeit überstanden hat. Diese Sonderform nennt sich Ibadismus. Und ihr wichtigster Repräsentant ist Sultan Qabus ibn Said al Said. Warum ausgerechnet er zu einem beinahe unverzichtbaren Vermittler werden konnte, erklärt Kathrin Warweg so:
„Er hat natürlich große menschliche Qualitäten, die hervorstechen. Das hat sicherlich auch mit seiner Religion, dem Ibadismus zu tun. Da gilt zum Beispiel das Prinzip des ‚maslaha‘. Seit dem achten und neunten Jahrhundert wurde das in der islamischen Theologie verstärkt angewandt. Dieses Prinzip geht auf das Wort Aufrichtigkeit zurück und meint das Agieren zum Wohle der Gemeinschaft. Das Wohl der Gesellschaft stand im ibaditischen Glauben schon sehr lange Zeit im Vordergrund. Davon ist auch die omanische Politik geprägt, und eben auch die Vermittlungsarbeit des Sultans.“
Tags: