Russland hat in der Affäre um den mutmaßlichen Anschlag auf einen russischen Ex-Doppelagenten und dessen Tochter Zugang zu den Nervengift-Proben verlangt. Zugleich sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow, Russland sei in dem Fall "unschuldig" und "zur Zusammenarbeit bereit". Am Vortag hatte die britische Premierministerin Theresa May Russland für den Anschlag auf den Ex-Spion Sergej Skripal mit Nervengift verantwortlich gemacht und Moskau ein Ultimatum gestellt, um sich zu erklären.
Noch vor Ende der Frist trifft sich am Nachmittag der Sicherheitsrat der britischen Regierung. Das sogenannte Cobra-Komitee beschäftigt sich mit den neuesten Entwicklungen und möglichen Konsequenzen in dem mysteriösen Fall. Skripal und seine Tochter waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Sie befinden sich nach wie vor in einem kritischen Zustand. Bei dem Attentat war das in der früheren Sowjetunion produzierte, extrem gefährliche Nervengift Nowitschok verwendet worden.
Rückendeckung erhielt Großbritannien aus Frankreich, den USA und von der Nato. US-Außenminister Rex Tillerson teilte mit: "Wir haben volles Vertrauen in die Untersuchungen des Vereinigten Königreiches und seine Bewertung." Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte den Einsatz von jeglichem Nervengas "grauenhaft und vollkommen inakzeptabel".EU-Kommissionvize Valdis Dombrovskis zeigte sich sehr besorgt. "Natürlich kann das Vereinigte Königreich auf die Solidarität der EU in dieser Frage zählen", sagte er. Derweil sprach die May sprach mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über "das breite Muster aggressiven russischen Verhaltens", auf das laut Downing Street gemeinsam mit den Verbündeten geantwortet werden soll.
Russland müsse sich bis Dienstagabend gegenüber der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) erklären, hatte May zu Wochenbeginn im Parlament gefordert. Andernfalls drohten Konsequenzen. Details nannte die Regierungschefin aber nicht. Die Frist laufe um Mitternacht ab, sagte ein Regierungssprecher. Britische Medien wie die "Times" halten eine Cyberattacke auf den Kreml für möglich. Eine andere Maßnahme könnte die Ausweisung von Diplomaten sein. Auch finanzielle Maßnahmen gegen Oligarchen mit Immobilienbesitz in London aus dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin seien denkbar.
Quelle: n-tv.de
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