Einst Schauspielerin, dann Top-Agentin im Ausland: Geschichte einer sowjetischen Frau

  14 März 2018    Gelesen: 1652
Einst Schauspielerin, dann Top-Agentin im Ausland: Geschichte einer sowjetischen Frau

Vor dem Zweiten Weltkrieg war sie eine sowjetische Schauspielerin – danach begann ihr Leben als Geheimagentin im Ausland. Über die beeindruckenden Lebensstationen von Irina Alimowa berichtet die russische Wochenzeitung „Argumenty i Fakty“.

Irina Alimowa (eigentlich Bibiiran Alimowa) wurde im Juni 1920 in der Stadt Mary geboren – diese lag in einer Region, die vier Jahre später Teil der neuen Sowjetrepublik Turkmenistan wurde. Im Jahr 1937 spielte Alimowa die Hauptrolle im sowjetischen Film „Umbar“ und absolvierte dann eine Schauspielausbildung in Leningrad (heutiges St. Petersburg).

Als der Krieg begann, ging sie an die Front und war für eine Abteilung für militärische Zensur tätig. Schon damals beherrschte die junge Frau vier Sprachen und arbeitete auch als Übersetzerin. Das Kriegende erlebte sie in Wien.

Ihr weiteres Berufsleben verlief, wie die Zeitung berichtet, nicht im Film-, sondern im Geheimdienstbereich. Im Jahr 1953 wurde ihr angeboten, als verdeckte Agentin nach Japan zu fahren. Sie bekam eine fiktive Identität als Tochter eines reichen Uiguren.

Der sowjetische Agent Schamil Chamsin war laut der Legende ihr Ehemann, den sie bei seiner Reise von China nach Japan begleitete. Übrigens gefielen die beiden einander und lebten später ihr ganzes Leben zusammen. Die fiktiven Namen von Schamil und Irina waren nun Enver Sadyk und Chatytscha Sadyk, die Decknamen lauteten Chalef und Bir.

In Tokio wurden sie Geschäftsleute. Bevor ihr Business richtig in Gang kam, hatte Irina von einem weiteren ihrer Talente Gebrauch gemacht: Sie bestickte Blusen und Kleider, die dann einen guten Absatz fanden.

Das Ehepaar lebte 13 Jahre in Tokio und schickte mehrere Hundert verschlüsselte Geheimmeldungen in die Sowjetunion. Auf diese Weise erfuhren die Sowjets beispielsweise vom Stapellauf eines neuen U-Bootes. Eine weitere Topleistung wurde erbracht, als die Agenten in den Besitz von Fotos gelangten, auf denen US-Stützpunkte in Japan zu sehen waren. Erlangt wurden auch Erkenntnisse über Standorte japanischer Militärs.  

Um Informationen zu sammeln, führten die beiden Spione aktiv ein mondänes Leben, besuchten Empfänge in Botschaften westlicher Länder. Etwa im US-Damenclub, wo sich Ehefrauen von Diplomaten und Offizieren zum Teetrinken versammelten, nahm Irina nützliche Kontakte auf – und bekam Informationen über Aktivitäten der US-Truppen in Südkorea.

Besonders gute Beziehungen hatten die Eheleute zum türkischen Botschafter in Japan. Der türkische Militärattaché weilte einen Monat lang als Gast in ihrem Haus. Diese Bekanntschaften erwiesen sich ebenfalls als sehr nützlich, denn die Türkei lieferte damals aktiv Kriegsschiffe und weitere Waffen an Japan.

Bei der Eröffnung einer Ikebana-Ausstellung wurde Irina zusammen mit der Ehefrau des japanischen Kaisers fotografiert. Das Bild wurde von vielen japanischen Zeitungen und Zeitschriften verbreitet. Zu jenem Zeitpunkt hatte die Agentin mit dem Decknamen Bir bereits den Dienstgrad eines KGB-Majors.

Im Jahr 1967 verließen Bir und Chalef das Land – angeblich fuhren sie in den Urlaub, kehrten aber stattdessen in die Sowjetunion zurück. Dem Ehemann von Irina, Oberst Chamsin, standen weitere Dienstreisen bevor – nach Hongkong, London, Salt Lake City. Sie selbst half unterdessen angehenden Agenten, indem sie über ihre Erfahrungen berichtete. 

Das russische Blatt zitiert Irina mit den Worten: „Mein ganzes Leben spielte ich eine sehr schwierige Rolle – allerdings ohne Doubles und Souffleure. Man durfte keinen Fehler machen – hinter uns stand unser riesiges Land, das wegen unserer Ausrutscher nicht zu Schaden kommen sollte.“ Sie überlebte ihren Mann um 20 Jahre und starb im Dezember 2011.

sputniknews


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