Konstantin Asmolow, Korea-Experte des russischen Fernost-Instituts, sagte gegenüber Sputnik, eine Chance auf die Unterzeichnung eines Friedensvertrags beim geplanten Gipfeltreffen sei zwar vorhanden, aber sehr gering: „Denn einen Friedensvertrag haltenviele faktisch für ein Analogon zu diplomatischen Beziehungen. Nordkorea würde dann in den rechtlichen Bereich kommen und seinen Status als Schurkenstaat, gegen den alle Methoden zulässig wären, verlieren.“ Viele in den USA werden nach Ansicht von Asmolow strikt dagegen sein.
Donald Trump hatte zuvor den Vorschlag von Kim Jong Un akzeptiert, zu Gesprächen zusammenzutreffen. Der Gipfel soll bis Mai stattfinden. Der genaue Termin und der Ort sollen nach Angaben des Weißen Hauses später vereinbart werden.
Asmolow kommentierte auch Medienberichte, wonach Kim Jong Un bereit wäre, die Raketen- und Atomtests vorübergehend auszusetzen: „Das kostet Pjöngjang wirklich nichts, denn Nordkorea hat die Aufstellung seiner strategischen Atomkräfte offiziell fertiggebracht. Das heißt, das Land braucht keine technischen Tests mehr (…) Also hat der Norden sozusagen einen Stand erreicht, wo er funktionstüchtige atombestückte Raketen hat und nun verhandeln kann.“
Der russische Politik-Experte Maxim Kasanin vermutete in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „WPK“, für Nordkorea sei wahrscheinlich nicht die eigentliche Tatsache der möglichen Gespräche am wichtigsten, sondern die damit verbundene Pause in den Tests: „Nordkoreas Militär und Rüstungsindustrie müssen bestimmte strategische Aufgaben lösen. Einfach gesagt müssen sie Zeit gewinnen, um gewisse Momente zu vervollkommnen, die für die Weiterentwicklung ihres Raketenprogramms kritisch sind. Inzwischen hat Pjöngjang bereits einen technologischen Stand auf diesem Gebiet erreicht, der es Kim Jong Un ermöglicht, sich buchstäblich herabzulassen und Gespräche aufzunehmen.“
Georgi Toloraja, Professor an der Moskauer Diplomaten-Universität MGIMO, geht davon aus, dass Donald Trump seine Bereitschaft zu einem Gipfeltreffen eher spontan bekundet habe. Das US-Establishment begreife dagegen, dass die Ziele der USA durch solche Verhandlungen nicht zu erreichen seien.
„Das Ziel der USA ist eine Denuklearisierung Nordkoreas, der künftig eine Unterwerfung beziehungsweise eine Liquidierung dieses Regimes folgen soll. Ein Gipfeltreffen würde dagegen auf eine Konservierung des Atomproblems und auf eine Festigung des Regimes hinauslaufen“, so Toloraja in einem Gespräch mit Sputnik.
Aus seiner Sicht wird ein solcher Gipfel einen großen Erfolg für Kim Jong Un bedeuten. Dieser werde ein faktischer Sieger sein, denn ein Einstieg in den Dialog mit den USA werde sein Regime legitimieren, hieß es.
Ein optimistisches Szenario wäre laut Toloraja bei langen Gesprächen möglich: „Die Nordkoreaner könnten wohl ihr Atom- und Raketenprogramm aussetzen. Die Situation wird sich beruhigen, die Amerikaner werden verkünden können, dass ihr Ziel erreicht sei; dass Nordkorea dank Trump nicht mehr die USA bedrohe. Wenn es dazu kommt, wird das ein ideales Szenario vor dem Hintergrund des interkoreanischen Tauwetters sein. Für diese Zwecke wäre ein solcher Gipfel natürlich äußerst wichtig. Die beiden Seiten könnten ihn als ihren großen Erfolg präsentieren.“
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