„Erstens hatte Russland überhaupt kein Motiv. Das ist offensichtlich“, sagte Rink in einem Gespräch mit Sputnik.
„Denn Herr Skripal ist durch beide Seiten bereits völlig ausgenutzt worden: Den Russen hat er alle seine Kontakte in England verraten, den Briten alles, was er in der UdSSR gewusst hatte.“
Der Giftskandal, der nur wenige Tage vor der russischen Präsidentenwahlund drei Monate vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ausbrach, habe keinesfalls im Interesse Russlands gelegen.
„Auch der Umstand, dass alle Betroffenen noch immer am Leben sind, spricht gegen eine russische Verwicklung. Es ist lächerlich, anzunehmen, dass die angeblichen Diversanten derart inkompetent sind“, sagte Rink weiter.
„Das Wichtigste ist jedoch: Kein russischer Diversant, und nicht einmal ein derart inkompetenter, hätte einen Stoff russischer Herkunft und dazu noch mit russischer Bezeichnung eingesetzt. Dafür gibt es jede Menge anderer, geeigneter Substanzen.“
„Als hätte man mit einer schlagkräftigen Rakete auf einen Menschen geschossen und dabei das Ziel verfehlt – eine Dummheit der Superlative!“
Sergej Skripal, einst Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU, war 2004 als Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 entlarvt und von einem russischen Militärgericht wegen Hochverrats zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Sechs Jahre später wurde Skripal mit drei weiteren westlichen Spionen gegen zehn vom FBI verhaftete russische Agenten ausgetauscht, unter ihnen die als „Agentin 00Sex“ bekannte Anna Chapman.
Am 4. März dieses Jahres wurden der 66-jährige Skripal und seine Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden und mit Anzeichen einer Vergiftung in ein Krankenhaus gebracht, wo beide ins Koma fielen. Medienberichten zufolge sollen 21 Personen in Mitleidenschaft gezogen worden sein, darunter auch ein Polizist.
Die britischen Behörden vermuten einen Anschlag mit einem Nervengift des Typs А234, auch bekannt als „Nowitschok“.
Die genauen Umstände sind noch unklar. Doch Premierministerin Theresa May erklärte, dass hinter dem mutmaßlichen Giftanschlag „höchstwahrscheinlich“ Russland stecke. Russland weist den Vorwurf zurück. Bereits zuvor hatten Medien berichtet, dass May Russland die Schuld in die Schuhe schieben wolle.
Russland erklärte sich bereit, an Ermittlungen teilzunehmen. London verweigert Moskau ohne Angabe von Gründen den Zugang zu Ermittlungsmaterialien und verstößt dadurch nach russischen Angaben gegen die Chemiewaffenkonvention.
Quelle : sputnik.de
Tags: