Sigmar Gabriel: "Afrin ist eine Botschaft an die USA"

  26 März 2018    Gelesen: 1286
Sigmar Gabriel: "Afrin ist eine Botschaft an die USA"

Ex-Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat in einem Artikel mit der Überschrift ‚Die Türkei und der Westen nach Afrin – Afrin ist eine Botschaft an die USA‘ in der Tageszeitung „Der Tagespiegel“ die aktuellen Entwicklungen  bewertet.      

 

Gabriel schreibt, die türkische Militärintervention in Afrin sei eine klare Botschaft an die Vereinigten Staaten von Amerika: Keine Nachkriegsordnung in Syrien dürfe ohne die Zustimmung der Türkei erfolgen und kein wie auch immer geartetes regionales Gebilde unter kurdischer Kontrolle werde von ihr akzeptiert. Um diese Botschaft unmissverständlich werden zu lassen, setze die türkische Republik in Syrien Bodentruppen ein und die bringe die größte Luftoperation ihrer Geschichte in Gang und mobilisiere immerhin rund die Hälfte ihrer Luftflotte. 

Die Türkei sei bereit, für ihre Offensive im Norden Syriens einen hohen Preis zu zahlen, also sich nicht mehr an den Westen zu binden.

Weiter heißt es im Artikel, YPG und PYD seien weder in den USA noch in Europa verboten, doch viele internationale Beobachter und die Türkei würden die Trennung zwischen der Terrororganisation PKK und YPG/PYD als künstlich bezeichnen.

Die Beziehung zwischen PKK und YPG sei nicht nur ideologisch und symbolisch sehr eng. Man müsse wohl weiterhin davon ausgehen, dass die YPG und die PYD unter der strategischen Führung der PKK stehen, jedoch relativ große operative Freiheit besitzen.

Die USA hätten im Kampf gegen DAESH YPG und PYD mit Waffen ausgerüstet und ein kurdisches Gebilde im Norden Syriens erlaubt und somit die Türkei provoziert. Für Ankara sei diese Entwicklung inakzeptabel, deshalb werde der militärische Prozess weitergehen.

Weiter schreibt Gabriel, die Türkei wolle nicht mehr vom Westen abhängig sein und habe vor den geopolitischen Folgen eines Konfliktes mit den USA keine Angst. Die USA hingegen würden entweder den Konflikt mit der Türkei als beherrschbar und zeitlich begrenzt einschätzen oder die geostrategische Rolle der Türkei aus dem Auge verloren zu haben. Die erste Vermutung könnte ein Fehler sein, die zweite würde katastrophale Folgen haben, vor allem für die Europäer.   Damit keine negativen Auswirkungen entstehen müssten alle europäischen Länder in den Beziehungen mit der Türkei eine neue Strategie entwickeln.  Die Türkei werde keinen von der PKK/YPG dominierten Regionalstaat akzeptieren und notfalls mit russischer, iranischer und syrischer Duldung dagegen  vorgehen. Gewinner würden Moskau und Damaskus sein. Europa müsse für seine Interessen die Türkei weiterhin einbinden, heißt es ferner im Artikel von Sigmar Gabriel.

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