Moskaus Beziehungen zum Westen sind wegen der Skripal-Affäre nach Ansicht des russischen Außenministers Sergej Lawrow so schlecht wie lange nicht mehr. "Vor allem Großbritannien, die USA und zahlreiche Staaten, die ihnen blind folgen, haben jeden Anstand verloren. Sie nutzen offene Lügen und Desinformation", sagte der Chefdiplomat in Moskau.
Zu Zeiten des Kalten Krieges habe man sich zumindest noch an bestimmte Regeln gehalten, sagte Lawrow weiter. Der Minister stellte in den Raum, dass der Anschlag auch durchaus im Interesse von Großbritannien selbst gewesen sein könnte.
Hintergrund der schweren internationalen Krise ist die Vergiftung des Ex-Agenten Sergej Skripal und seiner Tochter Julia in Großbritannien. Die britische Regierung geht davon aus, dass beide mit dem in der früheren Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurden und macht Moskau für den Anschlag verantwortlich. Moskau bestreitet dies vehement. Aus Solidarität mit London hatten die USA und zahlreiche EU-Länder, darunter auch Deutschland, insgesamt rund 140 russische Diplomaten ausgewiesen. Moskau verwies als Gegenmaßnahme ebenso viele Diplomaten des Landes.
Ob Moskau zusätzliche Sanktionen gegen den Westen verhängen werde, sei noch offen, sagte Lawrow. "Wie weit wir alle gehen, hängt nicht von uns ab", sagte er russischen Agenturen zufolge. "Wir wollen diese Kinderspiele nicht." Der Westen setze aber genau auf dieses Druckmittel. Mit den Ausweisungen werde lediglich die Möglichkeit geschmälert, eine Lösung des Konflikts auf diplomatischer Ebene zu finden, sagte Lawrow.
Russland will Vorschlag bei OPCW machen
Er hoffe, dass sich der Zustand von Sergej Skripal bald bessere. Gleichzeitig habe Moskau noch immer keinen Kontakt zu Julia Skripal, die russische Staatsbürgerin ist. "Es ist empörend, dass alle unsere Forderungen unbeantwortet bleiben und wir immer noch keinen Zugang zu ihr bekommen", sagte der Außenminister.
Gleichzeitig will Russland in dem Fall bei der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) einen Vorschlag für die weiteren Ermittlungen machen. "Das wird ein einfacher, klarer Vorschlag, der dazu bestimmt ist, zu den Untersuchungen des Vorfalls in Salisbury beizutragen", sagte Russlands Vertreter bei der OPCW, Alexander Schulgin, der Zeitung "Rossijskaja Gaseta". Er nannte keine Details, sprach aber von einem "guten Vorschlag", der keinen Grund zur Beschwerde lassen werde. London hatte in den Ermittlungen bereits die OPCW eingeschaltet.
Moskau hat für diesen Mittwoch eine Sondersitzung des Exekutivrates der Organisation einberufen, um über den Fall Skripal zu beraten. Die Sitzung findet Berichten zufolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die OPCW mit Sitz im niederländischen Den Haag ist verantwortlich für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention aus dem Jahre 1997. Sie ist eine unabhängige internationale Organisation, arbeitet aber eng mit den Vereinten Nationen zusammen.
Quelle: n-tv.de
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