Moskau hatte laut einer Mitteilung des russischen Außenministeriums der OPCW eine Liste mit 13 Fragen zum „Fall Skripal“ geschickt. Insbesondere interessiert das Außenministerium, welche Informationen London dem technischen Sekretariat dieser Organisation übergebe, aber ebenso, ob die OPCW über den Fortgang der nationalen Ermittlungen zu dem Vorfall informiert werde.
Auch will Moskau erfahren, ob das technische Sekretariat beabsichtige, mit dem Exekutivkomitee der Organisation, in dem auch Russland vertreten sei, die von der britischen Seite erhaltene Information zu teilen. Die russische Seite hat zudem um Erläuterungen gebeten, welche Experten zum Ort des Geschehens geschickt wurden und in welchen Laboratorien die entnommenen Proben analysiert werden, aber auch, ob die Vorgehensweise bei der Probenentnahme den grundlegenden Prinzipien der Organisation entsprochen habe.
Wie der Direktor des Instituts für moderne Staatenentwicklung, Dmitri Solonnikow, im Gespräch mit Sputnik sagte, wird der Westen nun genötigt sein, auf Russlands Standpunkt zu reagieren.
„Wir sehen, dass allmählich alternative Standpunkte auftauchen: so die Äußerungen mehrere europäischer Politiker, aber auch Expertenmeinungen. Und je mehr Russland diplomatisch aktiv wird, desto mehr Veranlassung gibt es, dass diese Meinungen das Auditorium erreichen und allmählich die allgemeine Stimmung ändern werden“, erklärte Solonnikow.
Doch die von der russischen Seite an die OPCW gerichteten Fragen würden auch dazu beitragen, dass die alternative Sichtweise doch triumphieren werde, meint der Politikwissenschaftler. Denn die Fragen seien gleichzeitig an London und auch an Paris gerichtet worden. Russland werde seinen Standpunkt allmählich voranbringen, und letztendlich werde man darauf reagieren müssen. Die Reaktion auf den russischen Standpunkt werde bereits eine ernsthafte Veränderung der Situation darstellen.
„Aber je mehr Instanzen an diesem Prozess teilnehmen werden, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit sein, dass irgendwo die Attacke gegen Russland durchbrochen wird, und unsere Gegenattacke wird ein ernsthafteres Ergebnis bringen“, so Solonnikow.
Der frühere russisch-britische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im britischen Salisbury bewusstlos aufgefunden worden. Von wem und unter welchen Umständen sie wirklich vergiftet wurden, ist unklar. Die britische Seite behauptet, dass in die Vergiftung der Skripals mit dem Stoff A-234 der russische Staat verwickelt sei. Russland weist diesen Vorwurf von sich und fordert eine unabhängige Aufklärung.
In der vergangenen Woche hatten mehrere Länder der Europäischen Union, ebenso die USA, Kanada, Norwegen und die Ukraine sowie andere Länder beschlossen, im Zusammenhang mit dem Vorfall in Salisbury russische Diplomaten auszuweisen. Moskau reagierte mit ähnlichen Maßnahmen.
sputniknews
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