Im Datenskandal um die umstrittene Firma Cambridge Analytica steht Facebook weiter unter Druck. Wie das US-Unternehmen bekannt gab, wusste man seit mehr als zwei Jahren von dem Datenleck, das erst vor knapp drei Wochen an die Öffentlichkeit gelangt war.
Cambridge Analytica habe dem Konzern damals versichert, dass es die Daten gelöscht habe, sagte Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg dem öffentlichen US-Radiosender NPR. Facebook habe sich dann nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert. Dies sei ein Fehler gewesen, auch könne der Konzern nicht ausschließen, dass es weitere Datenlecks gegeben habe, sagte Sandberg dem US-Fernsehsender NBC. Entsprechende Untersuchungen seien im Gange.
In der Europäischen Union sind bis zu 2,7 Millionen Menschen vom Datenskandal bei Facebook betroffen. Facebook habe bestätigt, dass die persönlichen Daten von bis zu 2,7 Millionen Einwohnern der EU möglicherweise "in unangemessener Weise" an das Unternehmen Cambridge Analytica weitergeben worden seien, sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Zuvor hatte die EU-Kommission dem Facebook-Konzern eine zweiwöchige Frist gesetzt, um einen Fragenkatalog zu dem Datenskandal zu beantworten. Die Antworten würden nun geprüft, aber es zeichne sich bereits ab, dass weitere Gespräche mit Facebook nötig seien, sagte der Sprecher. Justizkommissarin Vera Jourova werde mit Facebook-Geschäftsführerin Sandberg telefonieren, kündigte er an. Außerdem will die EU strengere Vorschriften zum Schutz persönlicher Daten in sozialen Netzwerken erlassen. Konzernen könnten dann bei Verstößen empfindliche Geldbußen drohen.
Strengere Kontrolle für politische Werbung
Facebook-Chef Mark Zuckerberg kündigte derweil eine strengere Kontrolle politischer Werbung auf Facebook an. So müsse bei entsprechenden Beiträgen künftig ausgewiesen werden, wer für die Werbung bezahlt. Dabei kann es sich beispielsweise um als Werbung verbreitete Botschaften zu kontroversen Themen wie Einwanderung oder Spannungen zwischen politischen und sozialen Gruppen handeln. Die Neuerungen werden zunächst in den USA eingeführt und sollen in den kommenden Monaten auf den Rest der Welt ausgeweitet werden.
Diese Schritte könnten Missbrauch nicht gänzlich verhindern, sagte Zuckerberg. Doch es werde schwerer, gefälschte Zugangskonten und Seiten für die Verbreitung von Werbung zu nutzen - "was die Russen während der Wahl 2016 getan haben". Russland sieht sich immer wieder mit Vorwürfen über angebliche Manipulationsversuche im Präsidentschaftswahlkampf zwischen Donald Trump und Hillary Clinton kontrontiert. Moskau weißt die Anschuldigungen zurück.
Facebook steht durch den Skandal um die mutmaßliche Abschöpfung der Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern weltweit durch die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica unter massivem Druck. Cambridge Analytica hatte die Nutzerdaten mittels einer App mit einem Persönlichkeitstest abgefischt. Durch die App erlangte die Firma auch Zugriff auf die Daten von Facebook-"Freunden" der Testteilnehmer. Es besteht der Verdacht, dass diese Daten unter anderem zur Wählerbeeinflussung bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 benutzt wurden.
n-tv
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