Unterstützt von Einheiten des russischen Militärs haben syrische Regierungstruppen die Rebellenhochburg Ost-Ghuta bei Damaskus Angaben aus Moskau zufolge vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die Fahne der syrischen Regierung sei auf dem Rathaus der Stadt Duma gehisst worden, erklärte der russische Generalmajor Juri Jewtuschenko. Dies bedeute, dass die syrische Regierung "die Kontrolle über diese Stadt und folglich über ganz Ost-Ghuta hat", zitierten russische Nachrichtenagenturen den Sprecher der russischen Militärführung.
In den Straßen von Duma hat zunächst aber noch vor allem das russische Militär das Sagen: Jewtschenkos Angaben zufolge werden russische Militärpolizisten in die von "Kämpfern einer islamistischen Terrorgruppe" befreiten Stadt verlegt. Ihre Aufgabe sei es, bis zur Übergabe der eroberten Wohngebiete an regimetreue Kräfte, für Recht und Ordnung zu sorgen.
Rebellen übergeben ihre Waffen
Jewtschenko sprach von einem "symbolischen Ereignis" für das Bürgerkriegsland Syrien. Ob damit die Kämpfe vor Ort abgeschlossen sind, blieb unklar. Aktivisten bestätigten allerdings am Morgen, dass die letzten in Duma verbliebenen Rebellen ihre schweren Waffen an die russische Militärpolizei übergeben haben. Der Anführer der Gruppe Dschaisch al-Islam, Issam Buwaidani, habe die Enklave in Richtung Norden verlassen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Die Stadt war seit Wochen eingeschlossen und heftigen Angriffen mit schwerer Artillerie, Hubschraubern und Bombern ausgesetzt. In den vergangenen Tagen waren Tausende Menschen aus den belagerten Gebieten im Osten der syrischen Hauptstadt Damaskus geflohen. Die Evakuierung Dumas war unter Beteiligung Russlands ausgehandelt worden.
In Sichtweite der Hauptstadt
Duma liegt in der Region Ost-Ghuta und ist nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum der Hauptstadt entfernt. Die USA machen die syrische Regierung für einen Einsatz von Giftgas in Duma verantwortlich. US-Präsident Donald Trump hatte deswegen mit einem Raketeneinsatz in Syrien gedroht. Syriens Schutzmacht Russland weist die Vorwürfe gegen Damaskus zurück.
Sollten die Kampfhandlungen in Ost-Ghuta tatsächlich beendet sein, stünde einer offiziellen Untersuchung der Vorfälle in Duma durch Chemiewaffenexperteneigentlich nichts mehr im Wege. Bei dem mutmaßlichen Chlorgas-Angriff sollen der Hilfsorganisation Weißhelme zufolge mindestens 42 Menschen getötet worden sein. Mehr als 500 Personen wurden demnach in Krankenhäusern behandelt.
Die USA sprechen - offenbar auf Grundlage eigener Erkenntnisse - von mindestens 85 Toten. Russland streitet generell ab, dass es in Duma tatsächlich zu einem Giftgaseinsatz kam und dass syrische Streitkräfte an einem solchen Vorfall beteiligt waren. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sprach in diesem Zusammenhang von "Fake News". Die Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) hatte angekündigt, ein zehnköpfiges Expertenteam für eine Untersuchung nach Duma schicken zu wollen.
Quelle: n-tv.de
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