Was Merkel und Macron trennt

  19 April 2018    Gelesen: 1838
Was Merkel und Macron trennt

Frankreichs Präsident kommt an diesem Donnerstag nach Berlin, um mit Angela Merkel an der neuen EU zu bauen. Doch die Vorstellungen sind sehr verschieden. Wer will was? Die Übersicht.

Auch wenn er in Berlin keinen rauschenden Empfang zu erwarten hat, wird es für Emmanuel Macron allemal angenehmer als daheim. Denn in Frankreich ist gerade Streiksaison. Jüngst hat die Energie-Gewerkschaft wegen der Spar- und Umbaupläne des Staatspräsidenten sogar mit Stromabschaltungen gedroht. Macron also erlebt derzeit in seinem eigenen Land, wie schwer Reformen umzusetzen sind.

Man muss sich den Mann vor seinem Besuch bei Kanzlerin Angela Merkel an diesem Donnerstagmittag als etwas gerupften Heilsbringer vorstellen. Und weil die CDU-Chefin wiederum den Zenit ihrer Macht überschritten hat, dürfte sie mehr denn je in ihrer defensiven Paraderolle auftreten. Nämlich in der Rolle der sprichwörtlichen schwäbischen Hausfrau. Wo Macron investieren will, da möchte Merkel sparen. Offensive gegen Defensive.

Dieser Konflikt wird das Treffen der beiden überlagern, bei dem es um die ganz großen Fragen der Europäischen Union geht. Wie baut man die EU so um, dass sie

- wirtschaftlich stabiler,
- außenpolitisch schlagkräftiger
- und nach innen besser integriert ist?

Merkel empfängt ihren Gast im Humboldt-Forum inmitten der Hauptstadt, gewissermaßen auf der Baustelle. Symbolik! Das Forum ist Teil des Stadtschlosses, das gerade wiederaufgebaut wird. Anschließend ist ein etwa einstündiges Vieraugengespräch und dann ein Arbeitsessen im Beraterkreis geplant.

Das Problem ist: Macron hat seine Vorstellungen schon öffentlich gemacht, während man sie bei Merkel in weiten Teilen bislang nur erahnen kann. Europa stärken, das wollen ja beide. Aber darüber hinaus sind die Interessen doch sehr unterschiedlich. Klar ist nur: Eine Reform der EU, die bei dem Gipfel aller Staats-und Regierungschef im Juni auf den Weg gebracht werden soll, ist nur im Merkel-Macron-Gleichschritt zu realisieren.

Zu bedenken hat Merkel außerdem ihre eigenen Leute - also CDU und CSU sowie den Koalitionspartner SPD. Und überhaupt die innenpolitische Lage in Deutschland. Nicht unkompliziert.

sputniknews


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