Alexander Rasuwajew, Analyst von Alpari, sagte gegenüber Sputnik im Hinblick auf den iranischen Umstieg auf Euro-Verrechnungen: „Das ist eine politisch motivierte Entscheidung. Die Dollar-Verrechnungen erfolgen über US-Banken, was für den Iran gewisse Risiken mit sich bringt. Bei Euro-Verrechnungen gibt es keine solchen Risiken.“ Dass der Iran bei seinen internationalen Geschäften auf den US-Dollar verzichtet, hatte soeben die Zentralbank des Landes mitgeteilt.
Sergej Chestanow, Dozent an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst, geht davon aus, dass die Regierung in Teheran auf diese Weise versucht, negative Auswirkungen der Sanktionen zu vermeiden. Die USA hatten Mitte März ihre Sanktionen gegen den Iran verlängert.
Chestanow erläutert in einem Gastbeitrag für die Zeitung „Iswestija“, jede Dollar-Transaktion könne theoretisch von den US-Behördenblockiert werden; eine Ersetzung des Dollars durch den Euro reduziere Risiken dieser Art: „Die Wahrscheinlichkeit harter Sanktionen durch die Europäische Union ist viel geringer: Sie müssten mit allen EU-Ländern vereinbart werden, was kompliziert und nicht schnell wäre. Falls es dazu kommt, wird der Iran zumindest Zeit haben, um Schutzmaßnahmen zu treffen.“
Allerdings sind damit noch nicht alle Risiken für den Iran vom Tisch, schreibt der Experte weiter, denn die US-Sanktionen könnten auch auf Länder bzw. Unternehmen ausgeweitet werden, die mit dem Iran Handelsgeschäfte betreiben.
„Die USA als Handelspartner sind für die meisten Länder dermaßen wichtig, dass der US-Druck allein, also ohne reale Sanktionen, oft schon ausreicht, um jegliche Lust auf Verstöße gegen amerikanische Sanktionen zu nehmen (…). Gerade die Möglichkeit, eigene Partner unter Druck zu setzen, macht die US-Sanktionen so wirksam: Die von Restriktionen belegten Unternehmen werden sofort ‚toxisch‘ für deren Geschäftspartner“, so Chestanow.
„Die Maßnahmen, die der Iran ergreift, um auf die Nutzung des US-Dollars zu verzichten, sind deshalb hauptsächlich demonstrativ und rhetorisch: Sie sehen zwar ernsthaft aus, haben aber keine besonders realen Auswirkungen. Die Unmöglichkeit, Geldbewegungen formell zu sperren, ist noch keine Garantie für freien Handel. Dass es technisch möglich ist, eine Zahlung zu leisten bzw. entgegenzunehmen, ist ebenfalls keine Garantie für ein Ja des potenziellen Partners zu dem jeweiligen Deal“, heißt es in dem Kommentar.
„Die einzige Kategorie von Handelspartnern, für die diese technische Möglichkeit, Deals zu schließen, wertvoll sein könnte, umfasst jene Länder, die ohnehin mit US-Sanktionen belegt sind. Für sie ist es sinnlos, irgendwelche Restriktionen einzuhalten, denn es kommt sowieso nicht schlimmer. Ein Deal mit einem anderen von Sanktionen betroffenen Partner wäre für sie wirtschaftlich günstig, und sie würden mit Vergnügen davon Gebrauch machen. Für von Restriktionen belegte Unternehmen und Länder hat es also doch einen gewissen Sinn, vom US-Dollar auf den Euro umzusteigen“, meint Chestanow.
sputnik.de
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