Der Leiter des Staatsarchivs Nürnberg, Peter Fleischmann, hat soeben nach jahrelanger Auswertung eine kommentierte Edition der Haftpapiere über Hitler vorgelegt. Sein Werk eröffnet in vielen Details neue Aufschlüsse über Hitlers Haft in Landsberg, aber auch über das Geflecht und die Befindlichkeiten der nationalsozialistischen Szene in den frühen 20er Jahren.
Über die Auswertung der Besucherzettel konnte Fleischmann zum Beispiel Kurzbiografien fast aller 330 Hitler-Besucher in Landsberg erstellen. Zu ihnen zählen NS-kontaminierte Namen wie Amann, Esser, Ludendorff, Rosenberg, Röhm, Streicher, Helene Bechstein, Elsa Bruckmann und Angela Raubal.
Wie Hitlers Haftbedingungen aussahen
Die Edition belegt aber auch, welch angenehme Haftbedingungen Hitler und seine Putschgenossen in Landsberg am Lech genossen. Das damals gültige Reichsstrafgesetzbuch von 1871 sah bei politischen Verbrechen eine Festungshaft vor. Diese war weitaus vorteilhafter als Zuchthaus- und Gefängnisstrafen.
Wegen des Charakters einer Ehrenhaft wurden die Gefangenen mit "Herr" angesprochen, die Zellen wurden wohnlich ausgestattet, Speisen wurden nicht aus der Gefängnisküche bezogen, und es herrschte kein Arbeitszwang. Fleischmanns Auswertungen bieten überdies für Liebhaber abseitiger Themen interessante Erkenntnisse.
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