Iranische Streitkräfte haben erstmals aus Syrien heraus direkt israelische Militärstellungen angegriffen. Nach Angaben der israelischen Armee wurden in der Nacht zum Donnerstag 20 Raketen auf israelische Militärposten auf den Golanhöhen abgefeuert. Mehrere der von Syrien aus abgefeuerten Geschosse seien von dem israelischen Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen worden, sagte der Militärsprecher Jonathan Conricus. "Wir sehen diese iranische Attacke auf Israel als sehr schwerwiegend an."
Der Armeesprecher sagte, für den Angriff seien nach israelischen Informationen die Al-Quds-Brigaden verantwortlich, die Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden. Es war das erste Mal im syrischen Bürgerkrieg, dass Israel das iranische Militär einen direkten Angriff vorwirft, berichtete die Online-Zeitung "Haaretz".
Die Angriffe erfolgten einen Tag nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran und dem Besuch von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu beim russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dieser hatte angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen Israel und dem Iran zu einer Lösung des Konflikts aufgerufen. Nach Darstellung von Conricus wurden mehrere israelische Militärposten attackiert. Israels Armee habe reagiert, sagte Conricus. Es gebe keine Informationen zu israelischen Opfern. Man untersuche noch das Ausmaß des Schadens durch die Angriffe. Auf die Frage, woher Israel wisse, dass die iranischen Quds-Brigaden hinter dem Angriff stehen, sagte Conricus: "Wir wissen es einfach."
Der libanesische TV-Sender Al-Mayadeen, der der syrischen Regierung nahesteht, berichtete von Angriffen auf mehrere israelische Militäreinrichtungen. Darunter seien das Quartier der Alpinisten- Einheit, ein Hubschrauber-Landeplatz und eine Späher-Einheit. Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv wollte sich dazu nicht äußern.
Mit Hinweis auf Warnungen vor einem iranischen Angriff von Syrien aus hatte Israels Armee schon am Dienstag Reservisten mobilisiert. Die Armee hatte zudem Ortschaften auf den Golanhöhen angewiesen, die Luftschutzbunker zu öffnen. Israel habe verdächtige Bewegungen iranischer Streitkräfte in Syrien identifiziert, hieß es zur Begründung. Israel hatte die Golanhöhen 1967 erobert und später annektiert.
Israel antwortet ebenfalls mit Raketen
Beinahe zeitgleich berichteten syrische Staatsmedien von israelischen Angriffen auf Ziele in Syrien. Dabei sollen zahlreiche Raketen Ziele in der südwestsyrischen Provinz Quneitra getroffen haben. Die syrische Staatsagentur Sana berichtete, die Raketen seien unter anderem in der Stadt Al-Baath eingeschlagen. Auch die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von israelischen Raketenangriffen, zudem seien israelische Kampfflugzeuge gesichtet worden. Über eventuelle Opfer der Angriffe lagen zunächst keine Angaben vor. Nach Darstellung syrischer Militärs wurden am Donnerstag im Morgengrauen erneut nicht näher genannte Ziele bei Kiswa südlich von Damaskus mit Raketen angegriffen.
Auch in der Nacht zuvor wurde ein mutmaßlicher israelischer Raketenangriff auf Ziele in Syrien gemeldet. Dabei kamen nach Angaben der Menschenrechts-Beobachter mindestens 15 Menschen ums Leben. Der Angriff habe einem Waffenlager der iranischen Revolutionsgarden gegolten.
Teheran ist neben Russland und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah wichtigster Verbündeter des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad. Der Iran hat nach israelischen Angaben in den vergangenen Monaten seine militärische Präsenz im Land weiter ausgebaut. Israel wird für Luftangriffe in Syrien verantwortlich gemacht, bei der auch Iraner getötet wurden. Teheran drohte mit Vergeltung.
Quelle: n-tv.de
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