Mehrere italienische Staatsanwälte der Region Apulien haben eine Anordnung der EU zum Fällen tausender erkrankter Olivenbäume gestoppt. Wie am Samstag bekannt wurde, leiteten die Justizvertreter der südlichen Region Ermittlungen gegen zehn Forscher und Behördenvertreter ein, darunter gegen den von der örtlichen Regierung bestellten Kommissar Giuseppe Silleti. Sie werfen ihnen nicht nur vor, zur "Verbreitung einer Pflanzenkrankheit" beigetragen und der Umwelt geschadet zu haben, sondern auch in Interessenskonflikte verstrickt zu sein.
In dem Fall geht es um tausende Olivenbäume, die mutmaßlich von dem für die Pflanzen tödlichen Bakterium Xylella befallen sind. Aus Angst, dieses könnte sich auf Spanien und Frankreich ausbreiten, hatte die EU angeordnet, die befallenen Bäume mitsamt den umliegenden gesunden Pflanzen zu fällen. Die Staatsanwälte werfen den örtlichen Beschuldigten aber nun vor, "unwahre" Fakten übermittelt und die EU so zu einer falschen Einschätzung gebracht zu haben.
Es gebe "keinen Beweis" für eine Verbindung zwischen dem Bakterium und den Austrocknungserscheinungen der Bäume, von denen tausende in Süditalien betroffen sind, erklärten die Staatsanwälte. Es gebe ausgetrocknete Olivenbäume, die nicht von dem Bakterium befallen seien, umgekehrt zeigten einige befallene Bäume gar keine Dürreerscheinungen, hieß es. Die Justizvertreter forderten weitere Untersuchungen, bevor Bäume gefällt würden.
Nachdem die Austrocknung erkannt worden sei, habe es außerdem Experimente mit umweltschädlichen Substanzen gegeben, lautet ein weiterer Vorwurf. Der Gouverneur von Apulien, Michele Emiliano, begrüßte die Ermittlungen. In Apulien gibt es mehrere Millionen Olivenbäume, die wichtig für die dortige Industrie sind. Die vertrockneten Bäume sind tatsächlich ein Problem - allerdings brachte die bereits erfolgte Abholzung von 1600 Olivenbäumen seit Oktober keine Wende. Gegen sie zogen aus Angst um ihre Lebensgrundlage mehrere Olivenbauern vor Gericht.
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