FC Bayern findet Trost in der Singleparty

  21 Mai 2018    Gelesen: 1479
FC Bayern findet Trost in der Singleparty

Nach dem verpatzten Pokalfinale sitzt der Frust beim FC Bayern tief - der "Riesen-Riesen-Mist" sorgt im Vorfeld der Meisterfeier nicht gerade für Partystimmung. Die 15.000 Fans in München bereiten Trainer Jupp Heynckes trotz alledem einen versöhnlichen Abschied.

 

Jupp Heynckes hätte sich die "Trauerfeier" am Münchner Marienplatz gerne erspart, doch bei "Wish you were here" seiner Lieblingsband Pink Floyd wurde es doch noch ein versöhnlicher Renteneintritt. "Ich habe das, was ich hier vorfinde, nicht erwartet", rief Heynckes den mehreren Tausend Fans unter dem Rathausbalkon zu, "dass so viele hier sind, die uns feiern, das ist ja Wahnsinn!"

Schließlich hatten seine Bayern 17 Stunden zuvor das DFB-Pokalfinale sensationell 1:3 (0:1) gegen Außenseiter Eintracht Frankfurt verloren. Aus dem erhofften Double-Abschied für Heynckes wurde eine lästige Pflicht-Feier. Sie machten das Beste daraus und fanden in der knappen halben Stunde zumindest ihr "Mia-san-mia-Gefühl" wieder. "Nächstes Jahr, das versprechen wir euch, stehen wir hier mit mehr als einem Titel", rief Arjen Robben. Und doch: "Wir hätten unserem Jupp gerne den perfekten Abgang geschenkt", sagte Karl-Heinz Rummenigge. Als der Vorstandschef an der Seite von Präsident Uli Hoeneß mit weit nach unten gezogenen Mundwinkeln auf der Ehrentribüne im Olympiastadion saß, dachte er vor allem an Heynckes. Dieser tue ihm "leid", sagte der Klubboss beim Mitternachtsbankett.

Am Sonntagnachmittag überwog bei "Rentner" Heynckes aber der Stolz. "Es hat mir großen Spaß gemacht. Wir haben über weite Strecken überragenden Fußball gespielt, den man auch im verwöhnten München lange nicht mehr gesehen hat", sagte er unter "Jupp"-Rufen. Dennoch war es ein "bitterer Gang" zu den Fans mit dem Trostpreis Meisterschale, der Singleparty, wie Thomas Müller nach der "Riesen-Riesen-Niederlage" sagte.

"Jupp Jupp Jupp"


Das Champions-League-Aus, die unerwartete Cup-Pleite - für Müller war das alles ein "Riesen-Riesen-Mist. Es hätte was Großes werden können dieses Jahr, jetzt stehen wir da mit gefühlt leeren Händen, und jeder ist extrem unzufrieden". Das unglückliche Aus in der Königsklasse gegen Real Madrid habe "uns den Stecker gezogen", sagte Müller. Auch Heynckes konnte seine Enttäuschung zunächst nicht verbergen. Als einer der ersten verließ er die Pokalparty in Berlin, kurz nach ein Uhr nachts war er zurück im Hotel am Gendarmenmarkt. Dort überreichte ihm ein Fan eine Packung "Merci"-Schokolade. "Dem FC Bayern steht es sehr gut zu Gesicht, Danke zu sagen", betonte Rummenigge, Heynckes habe "Großartiges" geleistet. Als für den 73-Jährigen der Klassiker "Time to say goodbye" gespielt wurde, schwenkte Rummenigge wie zahlreiche Gäste einen rot-weißen Fanschal mit der Aufschrift "Jupp Jupp Jupp".

Nicht nur da schimmerte es verdächtig in den Augen des Erfolgstrainers, dessen größter Triumph das Triple von 2013 bleibt. Groll etwa wegen des nicht gegebenen Elfmeters in der Nachspielzeit hegte er nicht, stattdessen zeigte er noch einmal Größe. "Da sollten wir nicht mit unserer Kritik ansetzen", sagte Heynckes, Frankfurt sei ein würdiger Sieger. Klar, der bittere Abschied mit seiner dritten Niederlage in einem Pokalfinale nach 1984 und 2012 "tut weh, aber das Leben geht weiter".

Keine teuren Neuzugänge

In München mit Niko Kovac, der der Eintracht zum Abschied den ersten Titel seit 30 Jahren schenkte. Die Bayern, versprach Heynckes, werden unter seinem Nachfolger "wieder angreifen". Mit dem Festgeldkonto? Nein, betonte Hoeneß, es werde keinen 100-Millionen-Transfer geben, stattdessen solle der Kader eher verkleinert werden. Kovac müsse dafür sorgen, dass alle Profis auch in den Topspielen Höchstleistungen bringen - nicht nur gegen schwächere Gegner. Der neue Mann wird am Champions-League-Titel gemessen, orientieren soll er sich am alten. "Wir haben Niko ausgesucht, weil er wie Jupp das Familiäre und Menschliche hat", sagte Hoeneß, "das ist wichtiger, als wenn uns einer erklären kann, was eine falsche Neun oder flache Raute ist."

Ob es gut geht? Schlusswort Sandro Wagner, der den Fans nach einer "scheiß Woche" mit WM-Aus, Rücktrittsknatsch, Finalniederlage und Ärger um seine weggeworfene Medaille zurief: "Was die anderen uns dieses Jahr weggenommen haben, holen wir uns nächstes Jahr wieder!"

Quelle: n-tv.de


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