Teheran wies dieser Tage Moskaus Forderung zurück, seine Truppen vom syrischen Territorium abzuziehen, und verwies darauf, dass sie sich dort auf Einladung der Behörden in Damaskus befinden würden.
„Niemand kann den Iran zwingen, etwas zu tun“, sagte der offizielle Sprecher des Außenministeriums dieses Landes, Bahram Kasemi. Nach seinen Worten hatte die syrische Regierung die Islamische Republik im Kontext „des Kampfes gegen den Terrorismus und der Verteidigung der territorialen Integrität“ gebeten, ihre Truppen nach Syrien zu schicken. Die iranischen Kräfte werden in Syrien bleiben, „solange die syrische Regierung Irans Hilfe brauchen wird“.
Teheran hatte bislang nie zugegeben, dass seine regulären Truppen an den Gefechten in Syrien teilnehmen, und behauptet, dass sich dort nur seine Berater befinden würden.
In der vorigen Woche hatte der russische Staatschef Wladimir Putin nach seinem Treffen mit dem syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad erklärt: „Wir gehen davon aus, dass ausländische Truppen angesichts der wichtigen Erfolge der syrischen Armee im Kampf gegen den Terrorismus (…) und des Beginns einer intensiveren Phase des politischen Prozesses das Territorium Syriens verlassen werden.“
Putins Syrien-Beauftragter Alexander Lawrentjew erläuterte die Worte des Kreml-Chefs und zeigte sich überzeugt, dass alles „komplexweise“ erfolgen werde. Nach seinen Worten ist Moskaus Aufruf „an alle ausländischen Teilnehmer des Konflikts“ gerichtet: „an die Amerikaner, die Türkei, die Hisbollah und natürlich die Iraner“, präzisierte der Diplomat. Allerdings würde das russische Truppenkontingent in Syrien weiterhin in diesem Land bleiben.
Experten betrachten den Austausch solcher Äußerungen als ein Anzeichen für wachsende Spannungen zwischen Russland, der Türkei und dem Iran.
„Solche Momente waren im Rahmen des ‚Astanaer Formats‘ auch früher entstanden, aber angesichts der gemeinsamen Ziele wurden sie immer schnell geregelt“, sagte das Mitglied des Russischen Rats für internationale Beziehungen, Anton Mardassow. „Aber jetzt, da Damaskus praktisch fast das ganze Territorium kontrolliert, (…) ergibt sich die Frage nach der Verwaltung dieser Gebiete nach dem Konflikt und nach der Erzielung von Kompromissen mit den äußeren Kräften, die die verbliebenen Zonen kontrollieren.“
Der Politologe schloss nicht aus, dass russische Vertreter derzeit mit den Amerikanern verhandeln, damit diese ihre militärische Präsenz in Syrien abbauen und das Kurden-Problem in den Griff bekommen. Dafür könnte Washington aber von Moskau verlangt haben, dass es Teheran zum Abzug von dessen Kräften aus Syrien überredet. An diesem „Kuhhandel“ könnten sich auch mehrere Länder der Golfregion beteiligen, ergänzte der Experte.
„Russland sollte anscheinend Einfluss auf den Iran nehmen, doch das ist nicht passiert“, so Mardassow. Die jüngsten Aussagen Moskaus könnten ihm zufolge „gewisse politische Ziele vor dem Hintergrund der Verhandlungen mit irgendwelchen äußeren Kräften verfolgen, die möglicherweise für den Fall einer politischen Lösung etwas versprechen“.
Allerdings sei es zwecklos, von der Islamischen Republik den vollständigen Abzug seiner Kräfte aus Syrien zu erwarten. „Teheran wird dort trotzdem bleiben, indem es viele lokale Gruppierungen sponsert.“ Dennoch habe Russland gewisse Hebel, um den Iran unter Druck zu setzen. Einer dieser Hebel sei Israel. „Deshalb waren seine jüngsten Schläge gegen Syrien sehr nützlich für Russland“, zeigte sich der Experte überzeugt.
sputnik.de
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