Die deutsche Einheit stand kurz bevor, als der Kanzler den Mund ganz schön voll nahm: "Blühende Landschaften" - die sollte es künftig im Osten des wiedervereinigten Deutschlands geben, versprach Helmut Kohl im Juli des Wahljahres 1990. Glaubte er wirklich, was er da sagte? Wohl nicht. Später räumte Kohl intern ein, die Öffentlichkeit über den Zustand der "neuen Bundesländer" im Osten belogen zu haben.
Das zeigt nach SPIEGEL-Informationen die Abschrift eines Gesprächs, das Kohl mit Beratern am 22. Oktober 1999 führte. Es geht darin um eben dieses berühmte Wahlkampfversprechen von 1990. Kohl hatte im Juli dieses Jahres erklärt: "Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt."
Und ein Jahr später legte er nach: Er sei "mehr denn je davon überzeugt, dass wir in den nächsten drei bis vier Jahren in den neuen Bundesländern blühende Landschaften gestalten werden".
Tatsächlich erlebte der Osten Deutschlands jedoch die schwerste Wirtschaftskrise seit 1945. Rückblickend erklärte Kohl, sein Wahlkampfversprechen sei ein "Fehler" gewesen. Er habe "natürlich" gewusst, dass die DDR-Wirtschaft "marode" sei. Original-Ton Kohl: "Wir haben die miese Lage bewusst nicht - das war nicht zufällig, wir haben darüber diskutiert - wir haben bewusst, wie wir glaubten, psychologisch richtigerweise, die Negativzahlen nicht hochgespielt."
Er nannte auch einen Grund dafür, die Unwahrheit gesagt zu haben: Er habe das Selbstwertgefühl der Ostdeutschen nicht schädigen wollen, erklärte er seinen Vertrauten.
Noch in seinen "Erinnerungen" von 2007 behauptete Kohl dagegen, Opfer der SED-Propaganda geworden zu sein. Die DDR-Führung habe ihn und die Welt "über die wahre Wirtschaftskraft des DDR-Sozialismus hinweggetäuscht".
Kohl gewann die Bundestagswahl im Dezember 1990 deutlich: Die Union bekam 43,8 Prozent der Stimmen.
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