Nach monatelangen Beratungen auf höchster Ebene über eine Strafrechtsreform in den USA wird es heute Nachmittag zu einem Spitzengespräch mit dem US-Präsidenten im Weißen Haus kommen. Mit Donald Trump beraten werden nicht Senatoren, Kongressabgeordnete oder Gouverneure - sondern Kim Kardashian, die "Hohepriesterin des Reality-TV", wie "Vanity Fair" sie nennt. Der Zeitschrift zufolge streiten Mitarbeiter des Weißen Hauses im Spaß schon darüber, wer Kardashian in den Westflügel des Weißen Hauses begleiten darf.
Kardashian setzt sich für die 62-jährige Alice Marie Johnson ein, die in Alabama in einem Bundesgefängnis sitzt. Johnson war 1993 wegen Drogenhandels festgenommen und 1997 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden - was für sie tatsächlich Haft bis zum Tod bedeutet, wenn sie nicht begnadigt wird. Nach einem Bericht der amerikanischen Online-Frauenzeitschrift "Bustle" wurde Johnson zusammen mit fünfzehn Komplizen verhaftet, von denen im Prozess zehn gegen sie aussagten und dafür mildere oder keine Strafen bekamen. Gewaltverbrechen hat Johnson sich nicht zuschulden kommen lassen. Drei Mal bat sie Trumps Vorgänger Barack Obama um Begnadigung, die dieser jedoch ablehnte.
Ausgerechnet auf Trump, der Obama stets "Schwäche" vorwarf und den Kampf gegen Drogen zu einem Schwerpunkt seiner Präsidentschaft erklärt hat, setzt Johnson nun ihre Hoffnung. Und das kam so: Kardashian stieß im vergangenen Oktober auf Twitter zufällig auf ein knapp vierminütiges Video von Johnson, das die Nachrichtenseite Mic gepostet hatte.
Kardashian, die vor acht Jahren bei Trumps TV-Show "The Apprentice" mitgewirkt hatte (Video), engagierte daraufhin mehrere Anwälte, die sich um den Fall kümmern. Zudem wandte sie sich an Trumps Tochter Ivanka, die wiederum Kontakt zu ihrem Mann Jared Kushner herstellte. Beide, Kushner und Ivanka Trump, arbeiten als Berater im Weißen Haus. Anfang Mai berichteteMic, Kardashian habe in den vergangenen Monaten mehrfach mit Kushner telefoniert, um eine Begnadigung zu erreichen.
Dass Kardashian im Wahlkampf Hillary Clinton unterstützt hatte, scheint sich nicht hinderlich ausgewirkt zu haben. Möglicherweise verspricht sich auch Kushner etwas von dem öffentlichkeitswirksamen Auftritt des TV-Stars im Weißen Haus: Der Präsidentenschwiegersohn versucht bereits seit einiger Zeit, den Kongress zu einer Reform des Strafrechts zu überreden. Letztlich geht es darum, dass Kriminelle, die keine Gewaltverbrechen begangen haben, weniger hart bestraft werden sollen. Für Drogenhändler soll es allerdings härtere Strafen geben. Laut "Vanity Fair" ist die Rede davon, dass Kardashian irgendwann einmal ins Weiße Haus kommt, um diese Reformpläne zu unterstützen.
In einem Beitrag für CNN schrieb Johnson: "Trump hat die Macht, mir eine zweite Chance zu geben. Er hat (auch) wahrhaftig die Macht, unser Justizsystem besser zu machen. Ich kann nur weiterhin standhaft bleiben und hoffen, dass er mich hört."
Quelle: n-tv.de ,
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