Wann eine „neue Kolonisierung“ beginnt

  06 Juni 2018    Gelesen: 1072
Wann eine „neue Kolonisierung“ beginnt

Zu einer „neuen Kolonisierung“ abgelegener Gebiete und einem immensen Wachstum des globalen Datenverkehrs soll es in den nächsten Jahrzehnten kommen. Diese Prognose liefert Andrej Tjulin, Geschäftsführer des Unternehmens Russian Space Systems, das zur russischen Raumfahrt-Holding Roskosmos gehört.

Im Zusammenhang mit den kürzlich präsentierten Plänen seines Unternehmens, ein globales Internet-Satellitennetz aufzubauen, analysierte Tjulin in einem Sputnik-Gespräch aktuelle Entwicklungstrends weltweit. Ein äußerst wichtiger Faktor ist aus seiner Sicht die „postindustrielle Desurbanisierung“.

„Großstädte, die während der rasanten Entwicklung der Industrie entstandenen waren, werden je nach deren Automatisierung immer mehr der Vergangenheit angehören. Die Wirtschaft von Information und Wissen bedarf keiner Konzentration von Arbeitskräften – für sie ist eine sichere Nachrichtenübertragung wichtiger“, so Tjulin.

„Derzeit ist es bereits offensichtlich: In den Industrieländern hat sich ein System wirtschaftlicher, sozial-kultureller, politischer und ökologischer Faktoren herausgebildet, das zu einer Abwanderung der Bevölkerung aus Megalopolen führt. Vorerst nehmen deswegen suburbane Räume um die Städte herum zu. Doch bereits ab Anfang des dritten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts wird der Vorgang einer neuen Kolonisierung ziemlich abgelegener Gebiete beginnen“, prognostizierte Tjulin.

Er erläuterte: „Das ist eine Auswirkung von tektonischen Vorgängen in der globalen Wirtschaft, die einerseits auf die Entstehung neuer Technologien zurückgehen und andererseits deren Entwicklung ankurbeln – es ist ein Kreislauf.“

„Telearbeit, E-Learning, Telemedizin – all dies erzeugt ein gigantisches Volumen des Datenverkehrs. Dieser ist global und involviert immer neue Beteiligte aus afrikanischen und asiatischen Ländern. Somit könnte sich das globale Volumen der Datenübertragung zum Jahr 2030 nach unserer Einschätzung mehr als verhundertfachen“, so Tjulin weiter.

Diese Prognose basiere auf dem Wachstumstempo der letzten Jahre und sei eine Extrapolation der bestehenden Trends in der Zukunft. Wenn man ganz katastrophale Szenarien ausklammere, gebe es kaum Faktoren, die das Wachstumstempo des globalen Datenverkehrs reduzieren könnten, hieß es.

„Das reale Wachstum könnte sich als viel größer erweisen und wird faktisch nur durch die Kapazitäten der Kommunikations-Infrastruktur begrenzt sein“, sagte Tjulin. In den nächsten Jahren erwartet er greifbare Fortschritte in Sachen Internet der Dinge, Blockchain und Kryptogeld.

Das von Tjulin geleitete Unternehmen Russian Space Systems hatte im Mai sein Projekt Efir (dt. „Äther“) präsentiert. Demnach sollen 288 Satelliten mit einer Masse von jeweils 500 bis 900 Kilogramm ins All geschossen werden, um ein globales Internet-Satellitennetz zu ermöglichen. Das System soll nach 2027 zustande kommen.

sputniknews


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