Man kennt das vom "A-Team" oder von MacGyver: Manche Dinge sind erst dann so richtig cool, wenn man sie zweckentfremdet. Darum soll es heute hier um eine App gehen, mit der man sich die Zeit in Russland vertreiben kann, wenn gerade mal kein WM-Spiel ist. Oder, noch besser: Wenn man im Bus oder im Taxi zum Stadion sitzt, aber vor lauter Stau nicht vorankommt.
Für solche Situationen hat Yandex, das russische Gegenstück zu Google, die App Yandex Maps entwickelt. Eigentlich ist das ein klassisches Navi, das auch anzeigt, wie frei oder verstopft die Straßen gerade sind. Oben eine Ampel, die auf einer Skala von 0 bis 10 wiederspiegelt, wie gut man als Autofahrer gerade durchkommt. Die einzelnen Straßen sind dann je nach Verkehrsaufkommen grün, gelb oder rot eingefärbt - so weit, so gewöhnlich.
Manchmal aber tauchen auf der Karte kleine Spechblasen auf. Dann hat einer der Menschen, der dort im Stau steht, einen Kommentar abgegeben. Gedacht ist diese Funktion für Nachrichten wie "LKW umgekippt, das dauert noch ein, zwei Stunden" oder "Baustelle, nur eine Spur ist frei". Die Moskauer hingegen nutzen sie, um ihren Humor und ihre Wut rauszulassen. Denn oft haben die Staus nur einen Grund: Da wurde gerade mal wieder eine Straße gesperrt, weil hier gleich Putin oder sonst jemand Wichtiges durchwill. In solchen Fällen wird das Sprechblasenlesen zum Unterhaltungsprogramm, mit Kommentaren wie diesen:
"Das ist doch verfassungswidrig" - "Scheiße, sind wir in der Hölle?" - "Macht schneller, ihr Pfeifen, meine Frau bringt das Kind sonst im Auto zur Welt" - "Ihr habt den Zar selbst gewählt, nun wartet ihr hier". Volkes Stimme, unzensiert, jeden Tag - da wird die Verkehrs-App zur Social-Media-Plattform, mit hohem Unterhaltungswert. Immer wieder ist von "Wowa" die Rede - ob er denn nun bald kommt, wohin er sich doch bitte scheren soll. Wowa ist die Kurzform von Wladimir, gemeint ist also Putin. Außerdem lernt, wer hier mitliest, eine ganze Reihe nützlicher russischer Flüche - je nach dem Abschneiden der eigenen Mannschaft bei der WM kann sowas ja durchaus nützlich sein.
Manchmal, aber nur manchmal entstehen zwischen den Menschen, die da im Stau ihre Kommentare austauschen, sogar kleine Dialoge: "Hey, sollen wir alle zusammen eine große Pizza bestellen?" - "Von einer Pizza wird die Stimmung auch nicht besser. Wir brauchen was zu trinken!" Das ist tatsächlich das einzige, das dieser vielseitigen App noch fehlt: eine eingebaute Bestellfunktion für Essen und Getränke.
Quelle: n-tv.de
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