„Die Tatsache, dass die Präsentation des Buches heute stattfindet, ist kein Zufall. Gestern war ein sehr wichtiger Tag für unsere bilateralen Beziehungen: Der russische Präsident besuchte Österreich“, merkte der russische Botschafter in Wien, Dmitri Ljubinski, vor der Präsentation an.
Hans-Joachim Frey ist ein deutscher Kulturmanager, der in Österreich, Deutschland und Russland tätig ist. Er war Operndirektor an der Semperoper in Dresden, seit 2013 leitete er die LIVA (Linzer Veranstaltungs Gesellschaft). Ab 2018 ist er Leiter des neuen Kultur- und Festivalzentrums „Sirius“ in Sotschi in Russland. Im Interview mit Sputnik erklärt Professor Frey, warum ein Buch über Russland zu schreiben „eine Herzensangelegenheit “ für ihn war.
Herr Professor Frey, es freut mich, Sie kennenzulernen, meine erste Frage ist: Warum haben Sie sich entschieden, dieses Buch zu schreiben?
Das Buch ist eine Herzensangelegenheit, weil meine Familie von Urgroßväter-Seite seit vielen Jahren mit Russland verbunden ist und ich ab 2009 hineingesogen worden bin in die Welt von Russland und ganz viel erlebt habe. Ich arbeite heute dort. Bei den vielen politischen Diskussionen der letzten Jahre war es mein Bedürfnis, ein kulturelles Buch zu schreiben. Über die Kultur, über Menschen, über die Seele, über das, was ich persönlich erleben durfte. Das war der Grund.
Die westlichen Journalisten schreiben auch viele Bücher über Russland, aber meistens kritisieren sie das Land. Warum haben Sie einen anderen Weg gewählt?
Weil ich das Land kennenlernen durfte, ich durfte in den letzten zehn Jahren fünfhundert Mal in dieses Land reisen, ich habe viele Freunde gewonnen. Mir ging es darum zu zeigen, dass wir ein europäisches Haus von Tradition sind. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten, und das will ich einfach zeigen, dass unser natürlicher Nachbar und Freund Russland ist. Die Leute sollen das einfach sehen, auch in der Seele, in unserer Herkunft. Ich habe viele Geschichten geschrieben dazu, die das zeigen.
In Ihrem Buch nennen Sie das Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin schicksalhaft. Warum?
Dieses Treffen war schicksalhaft. Ich war einmal im Jahr nach Russland gefahren, hatte aber nie gedacht, enger mit Russland zusammenzuarbeiten. Als ich die Einladung bekam, hatte ich nicht daran geglaubt, dass der Präsident mich tatsächlich einlädt. Und dann ist ganz viel entstanden, ich bin Berater im Bolschoi-Theater geworden, schließlich bei „Sirius“ Foundation. Jetzt bin ich fast zu Hause in Russland.
Wie bewerten Sie die gegenwärtige Qualität der russisch-österreichischen Beziehungen?
Die österreichisch-russischen Beziehungen sind anders als die russisch-deutschen Beziehungen. Hier ist es wirklich wie eine große Familie, man merkt, dass Österreich nicht in der Nato ist. Man bemüht sich um gute und ernsthafte Beziehungen, und zwar in dem Sinne, wie der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt das formulierte, nämlich, dass man gemeinsam aufeinander zugeht, dass man den anderen probiert zu verstehen. Das macht Österreich unglaublich gut, und dann bekommt man etwas zurück.
Russland und Österreich kooperieren sehr aktiv im Kulturbereich. Gestern wurde die Ausstellung „Werke aus der Eremitage“ in Wien eröffnet. 2018 ist das gemeinsame Jahr der Musik. Wie schätzen Sie die Rolle dieser Initiative im Rahmen der bilateralen Dialoge ein?
Erstmal war ich sehr überrascht über die Ausstellung gestern – etwas, was es noch nie in dieser Welt gab, nämlich diese Doppeltporträt-Seite, wo nicht in einer Ecke fünfzig Exponate – Bilder aus Russland – hängen, und in einer anderen Ecke fünfzig Bilder aus der Geschichte von Österreich. Ich komme in eine Ecke und sehe zwei Bilder, die die gleiche Geschichte erzählen: Katharina die Große neben Maria Theresia. Das zeigt die Gemeinsamkeit, eine gemeinsame Geschichte, genau was ich in meinem Buch sagen will. Politisch gibt es die und die Konflikte, ob es mit der Ukraine-Krise oder Krim ist, aber das kann man lösen, wie können miteinander sprechen, und dann werden wir eine Lösung finden.
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