Trumps Reise nach Europa

  11 Juli 2018    Gelesen: 1232
Trumps Reise nach Europa

US-Präsident Trump bricht zum Nato-Gipfel in Brüssel auf, anschließend trifft er sich mit dem russischen Präsidenten Putin in Helsinki. Trumps Absichten sind unklar: Wird er die westliche Allianz weiter untergraben?

 

Donald Trump hasst es zu reisen. Auch seinen Trip nach Brüssel, wo der Nato-Gipfel am Mittwoch und Donnerstag stattfindet, hält der US-Präsident möglichst knapp: ein Tag, zwei Nächte, dann schnell weiter zum Kurzbesuch nach Großbritannien, wo er die Londoner Proteste aber tunlichst meiden und die meiste Zeit auf seinem Golfkurs verbringen wird.

Der anschließende Abstecher nach Helsinki, wo Trump am Montag den russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen will, ist mit kaum 24 Stunden sogar noch knapper angesetzt. Insgesamt verbringt Trump also nicht mal eine Woche fern der Heimat.

Die kurze Reise wirft lange Schatten: Wird Trump, wie schon beim G7-Gipfel in Kanada, die bisher von den USA geführte Nachkriegsordnung weiter untergraben? Wird seine "Wrecking-Ball-Präsidentschaft" ("New Yorker") nun auch zur Abrissbirne für die westliche Allianz?

Zumal die drei Etappen der Tour plötzlich thematisch so eng verflochten sind. Nato und EU sind in Aufruhr, Großbritannien steckt in der Brexit-Krise und in einer zweiten Krise um die - mutmaßlich russischen - Giftangriffe auf britischem Boden. Und Putin? Der freut sich über all diese Risse im Westen. Dass Trump ihn ganz zum Schluss besucht, nach den womöglich turbulenten Nato-Szenen, beunruhigt die Verbündeten am meisten.

Trumps Berater bemühen sich derweil zuzusichern, dass Amerika sich weder von ihnen abwende noch Putin zuwende. Kay Bailey Hutchison und Jon Huntsman, Trumps Botschafter bei der Nato und in Moskau, betonten demonstrativ die "Einheit" der Allianz und den kollektiven Verteidigungsauftrag. Trump werde bei Putin - natürlich - "die böswilligen Aktivitäten Russlands" ansprechen, von der Ukraine bis zur Wahleinmischung.

Das Problem: Trump sieht diese Dinge offenbar ein wenig anders. Im engsten Kreis erwog er angeblich sogar einen teilweisen Rückzug aus der Nato, finanziell wie militärisch. "Ich werde der Nato sagen: Ihr müsst langsam eure Rechnungen zahlen", rief er vergangene Woche in Montana, vor grölenden Fans, denen das Wesen der Nato-Finanzierung fremd ist. "Die Vereinigten Staaten werden sich nicht um alles kümmern." Und: "Putin ist gut. Er ist gut. Wir sind alle gut."

Trumps Reise "wird Amerikas globale Führungsrolle entweder wiederherstellen oder beenden", prophezeite die ehemalige Vize-Außenministerin Victoria Nuland in der "New York Times". Seit Wochen wettert Trump gegen die Alliierten, gegen die er einen Handelsstreit begonnen hat. Die Europäische Union sei "schlimmer als China", sagte er und die Nato "so schlimm wie Nafta". Das ist das nordamerikanische Freihandelsabkommen, das er aufgekündigt hat.

spiegel


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