Chlorphenole, perfluorierte Kohlenwasserstoffe, Phthalate: Manche Chemikalien, die noch heute in der Textilproduktion eingesetzt werden, gelten als hochgiftig, krebserregend oder gefährlich für die Fortpflanzungsfähigkeit.
Vor sieben Jahren, am 13. Juli 2011, hat die Umweltschutzorganisation Greenpeacedeshalb eine Kampagne gestartet. Das Ziel: Elf "chemische Superschadstoffe" weltweit aus der Textilproduktion verbannen und so die Gefährdung für Mensch und Umwelt in Produktionsländern wie China, Indonesien oder Mexiko verringern.
Die Geschäftsführerin von Greenpeace International, Bunny McDiarmid, zog nun am Donnerstag Bilanz. "Es gab einen tiefgreifenden Wandel in der Bekleidungsindustrie", schreibt sie in einer Bestandsaufnahme zur Verwendung der elf Chemikalien.
Insgesamt 80 Firmen, die für etwa 15 Prozent der globalen Textilproduktion stehen, haben sich laut Greenpeace inzwischen verpflichtet, bis 2020 bei der Produktion ihrer Ware den Einsatz der elf gefährlichsten Chemikaliengruppen auf Null zu senken.
Dabei sind Modegiganten wie H&M, Primark und Zara, Sportartikelhersteller wie Adidas, Nike und Puma, aber auch Handelsketten wie Aldi, Lidl oder Tchibo. In Deutschland seien rund 30 Prozent der Textilindustrie auf Detox-Kurs, berichteten die Umweltschützer.
Schon jetzt deutlich weniger Chemikalien im Einsatz
Die Umsetzung der Versprechen macht Greenpeace zufolge Fortschritte. Fast drei Viertel der beteiligten Unternehmen verzichten demnach inzwischen bei der Textilproduktion auf gefährliche perfluorierte Chemikalien, sogenannte PFCs, die unter anderem als krebserregend gelten. Die restlichen Unternehmen machten "gute Fortschritte auf dem Weg dahin". Auch bei anderen gefährlichen Stoffen gehe die Entwicklung voran.
Thomas Rasch vom Deutschen Modeverband Germanfashion räumt ein, vor der Detox-Kampagne habe das Hauptaugenmerk der Branche auf der Produktsicherheit in Deutschland gelegen. Durch die Kampagne sei auch die Situation in den Produktionsländern stärker berücksichtigt worden. Heute sei das Thema fest in der Branche verankert.
Auch nach Einschätzung von Kai Falk vom Handelsverband Deutschland (HDE) hat die Entgiftungs-Kampagne dazu beigetragen, die Branche zu verändern. "Das Ziel der Kampagne ist voll im Handel angekommen", sagt er.
Greenpeace hofft indes, dass die bisherigen Fortschritte nicht durch die immer größere Schnelllebigkeit der Modewelt unterlaufen werden. Der übermäßige Textilkonsum sei ein Problem, das angegangen werden müsse, schreiben die Umweltschützer. Sein weltweites Volumen könnte von 62 Millionen Tonnen im Jahr 2017 auf 102 Millionen Tonnen im Jahr 2030 ansteigen.
Hier sei die Modebranche gefordert, hieß es. Sie müsse für einen radikalen Wandel sorgen, indem sie statt immer kurzlebigerer Kollektionen qualitativ bessere, haltbarere und vielseitigere Kleidung herstelle.
spiegel
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