Maßnahmenpaket Erdogans stützt Lira

  13 Auqust 2018    Gelesen: 881
Maßnahmenpaket Erdogans stützt Lira

Seit Jahresanfang verliert die türkische Währung deutlich an Wert - und die Abwärtsspirale dreht sich weiter. Im asiatischen Handel fällt die Lira zunächst, dann sorgt ein Aktionsplan der Regierung für etwas Entlastung. Die Skepsis allerdings bleibt.

Die türkische Regierung will mit einem Aktionsplan für die Wirtschaft die Märkte beruhigen und den Kursverfall der Lira stoppen. "Von Montagmorgen an werden unsere Institutionen die notwendigen Schritte unternehmen und dies den Märkten mitteilen", sagte Finanzminister Berat Albayrak der Zeitung "Hürriyet". Die Bankenaufsicht teilte mit, die Swapgeschäfte der Banken mit ausländischen Investoren würden auf 50 Prozent ihres Eigenkapitals begrenzt. Das gelte auch für das Spot- und Termingeschäft. Die Lira notierte nach den Ankündigungen im fernöstlichen Devisenhandel etwas fester und wurde mit 6,9850 zum Dollar gehandelt. "Der Absturz der Lira, der im Mai begonnen hat, dürfte nun die türkische Wirtschaft in die Rezession treiben und könnte auch eine Bankenkrise auslösen", sagte Andrew Kenningham, Chefvolkswirt bei Capital Economics.

Finanzminister Albayrak, der Schwiegersohn von Präsident Recep Tayyip Erdogan, sagte der "Hürriyet", der Aktionsplan für Banken und Realwirtschaft sowie die einzelnen Maßnahmen seien vorbereitet und fertig. Sie richteten sich auch an kleine und mittlere Unternehmen, die von Währungsschwankungen am stärksten betroffen seien. Zu Details des Plans sagte Albayrak nichts. Die Schwäche der Lira nannte er einen "Angriff".

Ähnlich hatte sich Erdogan geäußert. Am Wochenende bezeichnete er den Kursverfall der Lira als "Raketen" in einem Wirtschaftskrieg gegen sein Land. Der Weg aus der "Währungsverschwörung" bestehe darin, die Produktion zu steigern und die Zinsen zu senken. Erdogan hat sich selbst wiederholt als "Gegner der Zinsen" bezeichnet und angekündigt, eine größere Kontrolle über die Geldpolitik auszuüben. Er will, dass die Banken billige Kredite vergeben und so das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Anleger befürchten jedoch, dass es zu einer Überhitzung kommen könnte. Der Präsident hat auch mehrfach seine Landsleute aufgerufen, ihre Dollar- und Euro-Guthaben in die heimische Währung umzutauschen.

"Sturm im Wasserglas"

Am Sonntag bestritt Erdogan in einer Rede vor Anhängern in Trabzon am Schwarzen Meer, dass die Türkei in einer Finanzkrise wie der in Asien von zwei Jahrzehnten stecke. Der Verfall der Lira sei das Ergebnis eines Komplotts und spiegele nicht die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes wider. "Was ist der Grund für diesen Sturm im Wasserglas? Es gibt keinen wirtschaftlichen Grund dafür", sagte Erdogan. "Das ist das, was man eine Operation gegen die Türkei nennt."

Die Lira hat seit Jahresbeginn mehr als 45 Prozent ihres Wertes verloren. Allein am Freitag hatte sie 18 Prozent eingebüßt und war auf ein Rekordtief von 7,24 zum Dollar gefallen. Es war der größte Verlust an einem einzigen Tag seit dem Jahr 2001. Ein wesentlicher Grund dafür sind Befürchtungen, Erdogan, der seit einer Verfassungsänderung mit großer Machtfülle ausgestattet ist, könnte sich massiv in die Wirtschaft und die Währungspolitik einmischen. So wächst die Besorgnis, dass die Notenbank ihre Unabhängigkeit verliert. Zudem liegt Erdogan mit dem Nato-Partner USA bei mehreren Themen über Kreuz, darunter die unterschiedlichen Interessen im Syrien-Konflikt.

Quelle: n-tv.de


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