US-Präsident Donald Trump hat seinen früheren Anwalt Michael Cohen der Falschaussage vor Gericht bezichtigt. Cohen habe "Geschichten erfunden", um mit der Staatsanwaltschaft eine strafmindernde Vereinbarung in seinem Verfahren um Finanzbetrug auszuhandeln, schrieb Trump. Cohen hatte sich am Dienstag in New York in mehreren Anklagepunkten schuldig bekannt und den Präsidenten am Vortag vor einem Gericht in New York Gericht unter Eid schwer belastet.
Trump warf seinem früheren Anwalt vor, er sei vor der Justiz "eingeknickt" - das Wort "Justiz" setzte der Präsident demonstrativ an Anführungszeichen. Positiv äußerte er sich dagegen über seinen früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort, der am Vortag vor Gericht wegen Finanz- und Steuerbetrugs schuldig gesprochen worden war. "Solch ein Respekt für einen tapferen Mann", schrieb der Präsident über Manafort.
Trump stellte sich eindeutig an die Seite des Straftäters: Dieser sei vor Gericht hart geblieben, obwohl die Justiz "enormen Druck" auf ihn ausgeübt habe. "Paul Manafort und seine wunderbare Familie tun mir sehr leid", schrieb Trump. Der Präsident erneuerte seinen Vorwurf, dass es sich bei der Angelegenheit um eine "Hexenjagd" handle.
Das Jury-Urteil gegen Manafort war der erste Schuldspruch im Zusammenhang mit den Untersuchungen von FBI-Sonderermittler Robert Mueller, die Trump immer wieder als politisch motivierte "Hexenjagd" zu diskreditieren versucht. Manafort muss mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. In der Vergangenheit wollte Trump nicht ausschließen, dass er seinen früheren Wahlkampfmanager begnadigen könnte.
Hoffnung auf geringes Strafmaß
Cohen räumte vor einem Bundesrichter in Manhattan seine Schuld in acht Anklagepunkten ein, darunter Steuerbetrug und Verletzung der Gesetze zur Wahlkampffinanzierung. Der Anwalt gab zu, an zwei Frauen, die nach eigenen Angaben Sex-Affären mit Trump hatten, Schweigegeld in Höhe von 130.000 und 150.000 Dollar (114.000 und 131.000 Euro) gezahlt zu haben.
In einer aufsehenerregenden Wende ließ Cohen dabei durchblicken, dass der damalige Präsidentschaftskandidat Trump die illegale Wahlkampffinanzierung veranlasst habe: Die Zahlungen an die Frauen, bei denen es sich mutmaßlich um die Pornodarstellerin Stormy Daniels und das frühere "Playboy"-Model Karen McDougal handelt, seien auf Aufforderung "eines Kandidaten" erfolgt mit der "Intention, die Wahl zu beeinflussen", sagte der sichtlich niedergeschlagene Cohen.
Cohens Angaben könnten darauf hindeuten, dass er bereit ist, über seine über Jahre gesammelten Informationen auszupacken. Nach Angaben des Richters drohen Cohen für acht Delikte, die ihm zur Last gelegt werden, maximal 65 Jahre Haft - das Urteil soll am 12. Dezember verkündet werden.
n-tv.de
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