Sada Bike aus Italien: Die Speichen der Zeit erkannt

  29 Dezember 2015    Gelesen: 736
Sada Bike aus Italien: Die Speichen der Zeit erkannt
Der Italiener Gianluca Sada wollte nicht weniger als das Rad neu erfinden. Heraus kam ein ästhetisches, aber teures City-Bike. Im Sommer soll es in Serie gehen.
Der Mikrowellenherd verdankt seine Existenz dem Zufall - er wurde quasi als Abfallprodukt bei der Radarforschung fürs Militär erfunden. Nachdem er als Kind ein Glas Limonade mit Löffel auf der Veranda vergessen hatte, ließ sich der Amerikaner Frank Epperson später die Idee von Eis am Stiel patentieren. Auch Gianluca Sada, Ingenieur aus Turin, kann zu seiner ersten Erfindung eine heitere Geschichte erzählen, es geht um das nach ihm benannten Sada-Bike.

Der junge Italiener war vor mehr als sieben Jahren auf der Suche nach einem Thema für seine Doktorarbeit. Auf Spaziergängen durch Turin begegnete er Kindern mit einem Schiebespielzeug aus zwei Rädern an einem Stock. Ah, dachte er sich, das sind ja interessante Räder mit kompletten Scheiben, aber ohne Speichen. Was kann man daraus im Alltag machen? Ihm kam eine Idee.

Der Ingenieur hat sich von der Konstruktion des Kinderspielzeugs inspirieren lassen, es weiterentwickelt und als ernstzunehmende Erfindung zum Thema seiner Doktorarbeit gemacht: Der 31-Jährige ist der Vater des Sada-Bikes, eines faltbaren Fahrrads ohne Speichen und ohne Naben. Einen Großteil der Technik hat er sich patentieren lassen.

Das Sada-Bike ist für die Stadt gemacht

Überall auf der Welt hoffen Verkehrsplaner, durch Fahrräder die Luft- und Lebensqualität in Großstädten steigen lassen zu können - und Staus in den Zentren zu verhindern. Vorreiter ist Kopenhagen. Dort meistert mittlerweile jeder Zweite mit dem Fahrrad seinen Alltag.

Das Bike von Gianluca Sada ist deshalb auch als City-Bike gedacht. Leicht zu falten und im eigens dafür entworfenen Rucksack zu verstauen, kann es auf dem Rücken getragen mit in Bus und Bahn genommen werden. Dennoch wird es vermutlich nicht den Verkehr revolutionieren - dafür wird das Rad, derzeit noch ein Prototypen, viel zu viel kosten. "Ich kann noch keinen genauen Preis nennen", sagt Sada SPIEGEL ONLINE. "Alle Teile werden auf Maß gemacht und es wird komplett in Italien gefertigt. Billig wird es nicht sein", kündigt der junge Erfinder an.

Bereits sieben Jahre ist es her, dass Sada die Arbeit an dem Fahrrad begann. Eine Ingenieursvereinigung in Turin zeichnete ihn im Jahr 2010 mit dem ersten Platz eines Innovationswettbewerbs aus, im selben Jahr wurde er vom Ministerium für Jugend zu den "200 Talenten aus Italien" gezählt. "Das hat mich natürlich enorm motiviert, das Projekt weiterzuentwickeln." Er gründete ein Start-up, fand einen Finanzier, so dass die neuesten Prototypen im Januar fertig gestellt werden können. Im Sommer sollen die ersten Exemplare zu kaufen sein.

Das Schweizer Taschenmesser unter den Fahrrädern

Das Sada-Bike ist so etwas wie das Schweizer Taschenmesser unter den Fahrrädern. Kippt man den Sattel nach vorne, faltet sich das Fahrrad auf die Größe eines Stockregenschirms zusammen - ohne Räder, versteht sich. Diese werden in einem Rucksack verstaut. Da die Speichen fehlen, können in der Mitte andere Dinge verstaut werden wie zum Beispiel ein Laptop. Der Rucksack besitzt aber auch einen Reißverschluss, der es ermöglicht, die Räder des Bikes als Transporthilfe zu nutzen - dann wird aus dem Rucksack ein Trolley. Das Gesamtgewicht des Fahrrad-Prototyps liegt derzeit bei zwölf Kilo.

Im Vergleich zu anderen Falträdern wie dem beliebten britischen Moulton oder dem Klapprad Brompton, die 16- bis 20-Zoll große Räder haben, besitzt das Sada-Bike riesige 26-Zöller. Damit will Sada den Fahrkomfort erhöhen, der durch die sehr harten, sehr stabilen Metallräder sonst leiden würde. Diese sind nicht nur größer als bei normalen Falträdern, sondern auch etwas breiter, sagt Gianluca Sada. Nahezu das gesamte Rad ist aus Aluminium gefertigt.

Auch wenn der Prototyp es noch nicht erahnen lässt - das Sada-Bike wird traditionelle Handbremsen erhalten. "Der erste Prototyp hatte eine Rücktrittbremse", sagt Sada. Doch in Italien ist diese Bremse - anders als in Deutschland, den Niederlanden oder Skandinavien - eher wenig verbreitet. Deshalb rüstet er nun um.

Falls Sada mit seinem Fahrrad scheitert, hat der junge Erfinder vorgesorgt. Hauptberuflich arbeitet er beim italienischen Nutzfahrzeughersteller Iveco, das Fahrrad entstand in seiner Freizeit.

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