Nach dem aufsehenerregenden Gastbeitrag eines anonymen Regierungsmitarbeiters in der "New York Times" hat US-Präsident Donald Trump die umgehende Veröffentlichung des Autorennamens gefordert. "Um der nationalen Sicherheit willen sollte die 'New York Times' seinen Namen sofort veröffentlichen", sagte Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Billings im US-Bundesstaat Montana. "Keiner weiß, wer zur Hölle er oder sie ist", sagte er. Zudem forderte er "die Investigativ-'Journalisten' der 'New York Times'" auf, in der Sache zu recherchieren: "Das wäre ein guter Exklusivbericht!"
Der anonyme Autor hatte von systematischem "Widerstand" gegen den Präsidenten in dessen eigener Regierung berichtet. Trump nannte ihn einen "Feigling" und fügte hinzu: "Der sogenannte Widerstand ist wütend, weil ihre furchtbaren Ideen vom amerikanischen Volk zurückgewiesen worden sind, und es treibt sie in den Wahnsinn." Bei dem Gastbeitrag, in der, so Trump wörtlich, "scheiternden" "New York Times" handele es sich um den jüngsten Akt dieses Widerstandes. Nicht-gewählte Funktionäre, die sich den Wählern widersetzten, um ihre eigenen geheimen Pläne voranzutreiben, seien "wahrlich eine Bedrohung für die Demokratie an sich". Der Urheber des Gastbeitrags hatte dagegen Trump als Gefahr für die Demokratie porträtiert.
Auch First Lady Melania Trump verurteilte die Entscheidung der "New York Times", den Artikel zu veröffentlichen und warf dem anonymen Autor vor, das Land zu "sabotieren". "An den Autor des Leitartikels: Sie schützen dieses Land nicht, Sie sabotieren es mit Ihrem eigenen feigen Verhalten", erklärte Melania Trump.
Verunsicherung im Weißen Haus
Der anonyme Bericht versetzte die US-Regierung in Aufruhr. Im Inneren des Weißen Hauses und in ganz Washington wird intensiv spekuliert, wer als Autor des Textes in Frage kommen könnte. In dem Gastbeitrag heißt es, hochrangige Regierungsmitarbeiter vereitelten bewusst die Umsetzung von Plänen Trumps, um Schaden vom Land abzuwenden.
Die Verunsicherung im Weißen Haus nach der Veröffentlichung sei enorm, berichtete die "Washington Post". Dort werde der Text auf bestimmte Sprachmuster untersucht, um dem Urheber auf die Spur zu kommen. US-Außenminister Mike Pompeo und Vize-Präsident Mike Pence wiesen öffentlich weit von sich, etwas mit dem Text zu tun zu haben.
Eine ganze Reihe weiterer Kabinettsmitglieder ließen ebenfalls bereits über ihre Sprecher erklären, dass sie nicht Urheber des Beitrages seien. Darin heißt es, Trumps Handeln sei "dem Wohlergehen unserer Republik abträglich". Indirekt wird ein mögliches Amtsenthebungsverfahren angedeutet. Der Präsident verstehe nicht, "dass viele hochrangige Mitarbeiter in seiner eigenen Regierung von innen heraus unablässig daran arbeiten, Teile seines Programms und seiner schlimmsten Neigungen zu verhindern".
Trumps impulsive und zerstreute Art führe zu halbgaren, schlecht informierten und bisweilen waghalsigen Entscheidungen. "Jeder, der mit ihm arbeitet, weiß, dass er keinen erkennbaren Grundprinzipien folgt, die seine Entscheidungsfindung leiten." Viele derjenigen, die Trump ernannt habe, "haben gelobt, dass wir tun, was wir können, um unsere demokratischen Institutionen zu schützen", schreibt der anonyme Autor. Und weiter: "Wir werden tun, was wir können, um die Regierung in die richtige Richtung zu lenken, bis es - auf die eine oder andere Art und Weise - vorbei ist."
Zwei weitere Maulwürfe?
Dass die "New York Times" einen Gastbeitrag ohne Namen veröffentlicht, ist höchst ungewöhnlich. Dass sich ein Mitarbeiter der US-Regierung an eine - von Trump verachtete - Zeitung wendet, um zu verkünden, dass es aktiven "Widerstand" gegen den Präsidenten gibt, ist es mindestens ebenso. Die "New York Times" kennt eigenen Angaben zufolge den Namen des Autors, will aber die Identität der Quelle nicht preisgeben. Die Redaktion argumentiert, die anonyme Veröffentlichung sei die einzige Möglichkeit, ihn zu schützen und den Lesern zugleich "eine wichtige Sichtweise zu übermitteln".
Der Informationsdienst "Axios" berichtete, nach der Veröffentlichung in der "New York Times" hätten sich bei ihnen zwei weitere Regierungsmitarbeiter gemeldet und gesagt, der Autor des Beitrags spreche ihnen aus der Seele. "Viele von uns hätten sich gewünscht, wir hätten das geschrieben", zitierte "Axios" einen von ihnen. "Es gibt Dutzende und Dutzende von uns." Die "New York Times" bezeichnet den anonymen Autor als "senior official", womit viele Regierungsmitarbeiter gemeint sein können. Unklar ist also, wie hochrangig der Autor tatsächlich ist.
Quelle: n-tv.de
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