Luka Modric ist Weltfußballer des Jahres

  25 September 2018    Gelesen: 1090
Luka Modric ist Weltfußballer des Jahres

Der Auftritt des Mittelfeldstrategen Modric bei der WM hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Der Kroate schafft es mit seinen herausragenden Leistungen sogar Superstar Ronaldo in den Schatten zu stellen.

Luka Modric hat als großer Triumphator des WM-Jahres eine Weltfußballer-Ära beendet. Nach je fünf Titeln für Cristiano Ronaldo und Lionel Messi wurde der kroatische Vize-Weltmeister als erster anderer Star seit 2007 mit der begehrtesten Einzelauszeichnung seiner Sportart geehrt.

Der 33-Jährige von Real Madrid, der schon zum besten Spieler der WM und zu Europas Fußballer des Jahres gekürt worden war, setzte sich bei der Fifa-Gala in London gegen den wieder einmal durch Abwesenheit glänzenden Portugiesen Ronaldo und den Ägypter Mohamed Salah durch.

"Das ist eine große Ehre, ein großartiges Gefühl", sagte Modric. "Diese Auszeichnung gehört nicht mir allein, sondern auch meinen Teamkollegen bei Real Madrid und der Nationalmannschaft." Und er fügte hinzu: "Ich danke auch meiner Familie, ohne sie wäre ich nicht der Spieler, der ich bin."

Noch vor der Ehrung hatte Modric im Fifa-Interview erklärt: "Das war eine unglaubliche Saison, die beste Saison in meinem Leben. Ich bin sehr stolz. Ich werde mich mein ganzes Leben daran erinnern." Seine WM-Künste übertrafen in der Tat die 15 Champions-League-Treffer von Ronaldo beim gemeinsamen dritten Königsklassen-Triumph in Serie. Messi, der den Titel in den vergangenen zehn Jahren mit Ronaldo unter sich ausgemacht hatte, schaffte es erstmals seit 2006 nicht in die Top 3. Ein deutscher Spieler war nicht in den Top 10 nach dem Debakel bei der Weltmeisterschaft, die auch Ronaldo und Messi nicht wie gewünscht prägen konnten.

"Es ist die richtige Entscheidung"

In vier der vergangenen fünf Jahre war Glamour-Fußballer Ronaldo mit der prestigeträchtigen Weltfußballer-Trophäe bedacht worden. Dreieinhalb Wochen nach seiner Niederlage bei der Wahl von Europas Besten hätte "CR7" auch in der Royal Festival Hall vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw und Nationalteammanager Oliver Bierhoff wieder nur Modric gratulieren können. Da blieb er der Ehrung seines langjährigen Mitspielers wie schon in Monaco fern. Aus terminlichen Gründen, wie sein neuer Club Juventus Turin verlauten ließ.

Nicht der Königsklassen-Supertorjäger Ronaldo oder der Premier-League-Torschützenkönig Salah vom FC Liverpool, der für das schönste Saisontor ausgezeichnet wurde, stehen an der Spitze der Einzelkönner im Weltfußball, sondern ein Mittelfeldstratege. "Modric lenkt das Spiel. Wenn er eine Entscheidung fällt, ist es die richtige Entscheidung", rühmte der Weltfußballer von 1992, der Niederländer Marco van Basten.

"Seele und Herz" einer Mannschaft seien Spieler wie Modric, urteilte der frühere brasilianische Weltmeistercoach Carlos Alberto Parreira. Für Bayern-Coach Niko Kovac ist die Ehrung des Landsmannes einfach "fantastisch". Mit 31 und 33 Jahren ist die Zeit von Messi und Ronaldo noch nicht vorbei. Die Ereignisse an dem Londoner Abend deuteten an, dass eine neue Zeitrechnung beginnen könnte. Dann aber wohl auch ohne den ebenfalls schon 33-jährigen Modric.

Dzsenifer Marozsan verpasst Überraschung

Modric, dreimal nacheinander und insgesamt viermal Champions-League-Gewinner mit Real, hatte die Kroaten bei ihrem furiosen WM-Auftritt ins Endspiel geführt. Frankreich um den 19-jährigen Kylian Mbappé, ein Kandidat für künftige Weltfußballer-Meriten, war dann beim 2:4 eine Nummer zu groß. Didier Deschamps wurde als Coach der Franzosen zum Welttrainer des Jahres geehrt.

Er setzte sich gegen Kroatiens Nationalcoach Zlatko Dalic und den ehemaligen Real-Coach Zinedine Zidane durch. "Wir alle wissen, dass wir Trainer ohne unsere Mannschaft nichts sind. Deshalb gebührt ihr ein besonderer Dank", sagte der Franzose. Bester Trainer einer Frauenmannschaft wurde Reynald Pedros von Olympique Lyon, der belgische WM-Dritte Thibaut Courtois wurde zum Welttorhüter gewählt.

Als einzige deutsche Nominierte bei der Ehrung der Weltfußballerin des Jahres in Großbritanniens Metropole verpasste Dzsenifer Marozsan (Olympique Lyon) beim sechsten Erfolg der Brasilianerin Marta (Orlando Pride) eine Überraschung.  "The Best" konnte auf der Bühne ihre Tränen nicht zurückhalten konnte. "Danke, das bedeutet mir so viel", sagte die 32-Jährige.

Deutscher Lennart Thy geehrt

Als Gewinner kann sich hingegen der frühere Profi von Werder Bremen und des FC St. Pauli, Lennart Thy, fühlen. Er wurde mit dem Fairplay-Award ausgezeichnet. Der frühere U17-Europameister half einem Leukämiepatienten. Bei dem an Blutkrebs erkrankten Patienten und dem Stürmer, der zu diesem Zeitpunkt als Leihgabe von Werder bei Venlo spielte, war eine seltene Übereinstimmung ihrer DNA festgestellt worden. Thy hatte sich sieben Jahre zuvor als Stammzellenspender registrieren lassen. Als er um Hilfe gebeten wurde, zögerte er nicht und verzichtete auf einen Liga-Einsatz für Venlo.

"Es war eine Selbstverständlichkeit für mich, zu helfen. Das Beste ist, dass sich viele Menschen als mögliche Spender haben registrieren lassen", sagte er. Thy spielt mittlerweile beim türkischen Erstligisten Büyüksehir Belediye Erzurumspor.

dpa


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