Nato trainiert Abwehr eines Großangriffs

  27 September 2018    Gelesen: 1004
Nato trainiert Abwehr eines Großangriffs

In den Kommandozentralen der 29 Nato-Staaten laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Mit großem Aufwand steuern die Militärs des Bündnisses auf die umfangreichste Übung seit dem Ende des Kalten Krieges zu. Allein Deutschland stellt 10.000 Soldaten.

 

Das in vier Wochen beginnende Nato-Manöver "Trident Juncture 2018" soll das größte des Bündnisses seit dem Ende des Kalten Krieges werden. Nach dem jüngsten Planungsstand werden an der Übung in Norwegen mehr als 44.000 Soldaten, 130 Flugzeuge und 70 Schiffe teilnehmen, wie es aus dem Nato-Hauptquartier in Brüssel hieß.

Auch Truppen aus Deutschland sind an der Militärübung beteiligt: Die Bundeswehr stellt nach eigenen Angaben rund 10.000 Soldaten. Mit dem Großmanöver in Norwegen und Island will die Nato vom 25. Oktober bis zum 23. November für den sogenannten Bündnisfall trainieren.

"Kollektive Verteidigung"
Ein solcher Fall kann laut Artikel 5 des Nato-Vertrags ausgerufen werden, wenn einer oder mehrere der 29 Mitgliedstaaten von einem Gegner angegriffen werden. Die übrigen Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses sind dann verpflichtet, den angegriffenen Nato-Partnern Beistand zu leisten.

Diese Vereinbarung dient der "kollektiven Verteidigung" und soll etwaige Aggressoren davon abhalten, einen Angriff selbst auf kleine oder schwache Nato-Staaten zu wagen. Zur Nato gehören neben Gründungsmitgliedern wie den USA, Großbritannien, Frankreich und Kanada sowie auch mehrere frühere Ostblock-Staaten wie etwa Polen, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Estland,  Lettland oder Litauen. Deutschland ist seit 1955 Nato-Mitglied.

"Gegen kein bestimmtes Land"
Für den eigentlichen Bündnisfall war nach dem Ende des Kalten Krieges lange Zeit weniger intensiv geübt worden. Nachdem Russland 2014 die Kontrolle über die ukrainische Halbinsel Krim übernahm, änderte die Nato jedoch ihre Strategie. Vor allem Polen sowie die baltischen Alliierten Litauen, Lettland und Estland fühlen sich von der aktuellen Politik des großen Nachbarn bedroht und fordern Aufrüstung und mehr Abschreckung.

Die Nato-Zentrale in Brüssel betont unterdessen, dass das Manöver "Trident Juncture" (etwa: "Dreizackiger Verbindungspunkt") nicht konkret auf ein Szenario eines russischen Angriffs ausgelegt sei. Mit der Militärübung solle vielmehr die gemeinsame Abwehr eines fiktiven Gegners trainiert werden, wie eine Nato-Sprecherin erklärte. "Das Szenario und die Übung richten sich gegen kein bestimmtes Land."

Die anstehende Militärübung, die bei der Nato als größtes, öffentlich sichtbares Manöver seit der Vorgängerveranstaltung "Trident Juncture 2015" gilt, soll nach Darstellung der Militärs auch dazu dienen, neue Fähigkeiten zu testen, zu verbessern und weiterzuentwickeln. Abseits der Truppenbewegungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft soll hinter den Kulissen auch ein rechnerbasierter Belastungstest der Befehlsketten und Kommandostrukturen ablaufen.

n-tv


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