Zukunft Bosnien-Herzegowinas nach Wahl ungewiss

  08 Oktober 2018    Gelesen: 969
Zukunft Bosnien-Herzegowinas nach Wahl ungewiss

Nach der Wahl in Bosnien-Herzegowina droht dem Vielvölkerstaat eine Phase politischer Instabilität.

Gewählt wurde das Staatspräsidium, das mit je einem Vertreter der Kroaten, der Serben und der muslimischen Bosniaken besetzt wird. Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Bosnien-Krieges machten alle drei Gruppen Wahlkampf mit Parolen, die sich gegen die jeweils anderen Teile der Bevölkerung richteten. Der amtierende Vertreter der nationalistischen Kroaten, Dragan Covic, unterlag jedoch einem gemäßigteren Kandidaten, wie die Wahlkommission am Montag mitteilte. Covic sah sich aber als Sieger in der kroatischen Wählerschaft und signalisierte Widerstand: “Solche Wahlen könnten Bosnien-Herzegowina in eine bisher nicht dagewesene Krise stürzen”, sagte er in der Stadt Mostar.

Seine Niederlage gegenüber Zeljko Komsic sei nur darauf zurückzuführen, dass Bosniaken für den gemäßigteren kroatischen Kandidaten gestimmt hätten. Komsic war bereits selbst zwei Mal für die Kroaten im Staatspräsidium. Covics Kroaten-Partei HDZ hatte sich im Vorfeld für eine Änderung des Wahlrechts eingesetzt, so dass Wähler nur Vertretern ihrer eigenen Volksgruppe die Stimme geben können. Damit stieß die HDZ aber auf Widerstand der Bosniaken. Der ungelöste Streitk könnte dazu führen, dass nach der ebenfalls abgehaltenen Parlamentswahl eine Konstituierung des Oberhauses blockiert wird. Die Ergebnisse der Parlamentswahl wurden im Laufe des Montag erwartet.

Von den 3,4 Millionen Wahlberechtigten gingen laut Wahlkommission nur 53 Prozent an die Urnen. Der Wahlausgang galt als richtungsweisend dafür, ob sich das Land weiter in Richtung EU und Nato bewegt oder ob die Spannungen zwischen den Volksgruppen wieder zunehmen. Nach dem Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995, bei dem es 100.000 Tote gab, wurde als Ausgleich zwischen den Volksgruppen eine komplexe Regierungsstruktur vereinbart. Doch die politischen Lager blockieren sich oft gegenseitig, und Vetternwirtschaft ist weit verbreitet. Aus Frust darüber haben in den vergangenen fünf Jahren 170.000 junge Bosnier ihre Heimat verlassen.

reuters


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